Thomas Engst

Am vergangengen Freitag, den 29. April 2016, fand in Leipzig, der eigentlichen Hauptstadt Sachsens (ok…nach Chemnitz 😉 ) eine interessante und bitter notwendige Veranstaltung statt. Blogger spinnen ein Netzwerk, von Flurfunk Dresden organisiert und mit Hilfe von Partnern und Sponsoren gestemmt. Ort des Geschehens war der Mediencampus “Villa Ida” im schicken Stadtteil Gohlis. Der Rahmen stimme also, war aber auch in meinen Augen das größte Problem. Aber der Reihe nach. Eigentlich wollte ich noch am selben Abend in die Tasten hauen und diesen Beitrag auf das Internet loslassen. Da aber “eigentlich” den Satz negiert, wird es erst heute. Mit etwas Abstand und Bedenkzeit wurde der Beitrag auch nicht mehr ganz so bissig. Das Orga-Team hat einen wunderbaren Job gemacht, es gab stabiles W-Lan für die Teilnehmer und dazwischen jede Menge nette Gespräche und interessante Gestalten. Vom bloggenden Rechtsanwalt bis hin zum Archivdienstleister war alles dabei. Fand ich klasse. Auch das #Chemnitz den Großteil der Anwesenden stellte, zog meine Mundwinkel stolz nach oben (aber wo zum Kuckuck wart ihr alle beim Colab-Camp ?). Allem Lob zum Trotz gab es dennoch ein paar Dinge, die man aus meiner Sicht beim #bsen2017 besser oder anders machen könnte.

Cheers, vom Stand des ColabChemnitz. Mit Burbon der nach Cola schmeckt.

So wirkte mir alles irgenwie zu sehr auf Hochglanz poliert. Alles hatte einen Touch von “Business”. Mir fehlten die kleinen Blogger, die sich in Nischen bewegen und sich über Diskussionen mit ihren Lesern mehr freuen als über Klicks. Obwohl der Fokus seitens der Veranstalter eindeutig auf Personen statt auf Firmen lag, tummelten sich doch einige Vertreter mehr oder weniger inoffiziell auf dem Parkett. Meiner Meinung nach wollte man mit einer privaten Anmeldung die stattlichen Teilnahmegebühren für Firmen umgehen. Dieser Umstand zog sich auch durch die von mir besuchten Sessions. Wer seinen Blog nur aus Liebe zum Thema befeuert und keinen allzu großen Wert auf Klicks legt, der hatte es schwer. Generell wirkte es etwas zu sehr nach Konferenz.

Thema Sessions (ich besuchte #Netzwerke, #Schwung und #Corporate). Entweder hatte ich mit der Auswahl Pech oder es hat einfach nicht sollen sein. 2/3 der Veranstaltungen verkamen zu einer wahren Selbstwerbung und -Beweihräucherung der Dozenten bzw. vorgestellten Blogs. Wenn die Quintessenz in #Schwung lautet, wer seinen Blog gerne betreibt, der brauche keine Motivation, diese nach ca. 10 Minuten gesagt und nach der Hälfte der Zeit nur noch der eigene Blog vorgestellt wird. Mit dem Klopfen auf die eigene Schulter, wie fein doch die Bilder und Fotos gelungen sind, dann hört mein Verständnis auf. So konnte ich aus keiner besuchten Session etwas für mich mitnehmen (bildlich gesprochen).

Die Fish-Bowl Diskussion des #bsen brachte noch einmal Schwung in den Saal. Mir hat’s gefallen.

Dass ich mit dieser Auffassung nicht alleine dastand, zeigte sich in der anschließenden Fish-Bowl Diskussion. Die Veranstaltung stand ganz klar im Zeichen von “Vernetzung”. Blöd nur, dass manche Speaker zu diesem Zeitpunkt schon gar nicht mehr da waren. Hatte einen Anschein von “Blogvorstellung und #tschüss”. Wie gesagt, das bezieht sich nur auf die von mir besuchten Sessions. Da man immer zuerst über sich selber nachdenken sollte, habe ich es auch getan und muss sagen, ich bin vielleicht nicht ganz die Zielgruppe oder hatte einfach falsche Erwartungen. Ich möchte nicht Saft aus Weingläsern trinken, ich möchte nicht an Stehtischen mit weißen Rosen stehen. Ich bin da eher der Barcamp-Typ, der auf Kisten sitzt (weil auf dem Boden nichts mehr frei ist), Spezi aus Dosen trinkt und Finger-Food oder Suppe isst. Daher lautet mein Fazit (nach diesem viel zu langen Text), dass es im nächsten Jahr auf jeden Fall ein neues #bsen geben sollte, nur etwas “barcampiger”, mit mehr Bloggern die nischiger sind und auch mal bis zum offiziellen Ende dabei sind.

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