Thomas Engst

Gestern Abend brachte mir ein Vortrag eine bisher eher unbeachtete Problematik ins Bewusstsein zurück. Die Flussauen in Deutschland. Dieser Lebensraum wird von einer unglaublichen Dynamik bestimmt. Jedes Jahr transportieren Hochwasser den dringend benötigten Nährschlamm an die Ufer und ermöglichen ein nahezu einzigartiges Ökosystem. Über die Zeiten hinweg bildeten sich an diesen Stellen komplexe Beziehungen zwischen Pflanzen, Tieren und Umweltereignissen heraus. Das alte Ägypten wäre nicht zu dem geworden was es war, wenn es die jährlichen Überschwemmungen nicht gegeben hätte. Hier in Europa hat die Gesellschaft ebenfalls von diesen Ereignissen in den Auen profitiert. Bis man auf die Idee kam in den Auen zu bauen. Wegen idyllisch und so. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass man ungerne Hochwasser im Haus hat. Also folgten Flussbegradigungen, -eindeichungen und dergleichen mehr. Als Folge dessen blieben die jährlichen Überschwemmungen aus, der nährstoffreiche Schlamm fehlte und die Artenvielfalt ging rapide bergab. Heute hat sich die Situation in den Auen dramatisch verschlechtert. Lediglich 10 % der rezenten Auen sind noch intakt. 9 % davon mit Abstrichen.

Verteilung der Bewertungsklassen für die rezenten Flussauen (Quelle: BfN).

Verteilung der Bewertungsklassen für die rezenten Flussauen (Quelle: BfN).

Gerade entlang der Elbe hat der Mensch gewütet. Holzindustrie und Landwirtschaft haben sich hier vollkommen ausgetobt. Um Flüsse besser nutz- und schiffbar zu machen, wurden sie mit Querbauwerken ihrer natürlichen Dynamik beraubt und ähneln nunmehr großen Kanälen. Das Bundesamt für Naturschutz hat 2009 einen Auenzustandsbericht herausgegeben, der sich der Thematik annimmt ein aktuelles Bild der Situation aufzeigt. Die Onlineversion findet ihr an dieser Stelle oder unterhalb des Beitrags eingebunden.