Thomas Engst

Immer wieder taucht hier im Blog die Thematik “Neophyten” auf. Diese Neueinwanderer machen der heimischen Flora und den heimischen Botanikern arg zu schaffen. Jährlich entstehen durch diese Unholde immense Kosten. Durch meinen Beruf bin ich besonders sensibilisiert und betreibe Aufklärung wo immer ich kann. Allerdings erlebte ich neulich etwas, was mich nur noch den Kopf schütteln ließ.
Der Hauptakteur um den es geht ist ein neophytisches Gewächs aus der Familie der Nachtkerzengewächse. Als ich nämlich in einem Café von Chemnitz saß und vor mich hinarbeitete, so sah ich zwei Arbeiter des Grünflächenamtes, welches für die Pflege und Mäharbeiten an Straßen und Wegen (zumindest den städtischen) zuständig ist. Wie es sich für eine heutige Großstadt mit Weltanbindung gehört, wachsen auch in Chemnitz solche Nachtkerzen am Straßenrand und auf nahezu jeder Wiese. Und damit begann das Schauspiel. Als sich die Arbeiter mit ihren Motorsensen den Weg durch den Grünstreifen bahnten, näherten sie sich der Nachtkerze unaufhaltsam. Ich wollte mich schon freuen, dass es gleich um sie geschehen ist, als die Sense verstummte. Verdutzt blickte ich auf. “Ach, lassen wir das schöne Blümchen doch stehen. Die freut sich auch auf den Herbst”, sprach einer von beiden. Fortan mähten sie um alle Nachtkerzen herum. Das verschlug mir etwas die Sprache. Wäre ich nicht paralysiert gewesen, so hätte ich den beiden mal erzählt was sie da vor sich haben.  Dabei ist die Nachtkerze noch ein recht harmloser Vertreter. Wenn man aber die auffallenden Neophyten schon nicht erkennt, was macht man dann mit dem  Einjährigen Berufkraut (Erigeron anuus)? Auch sehe ich viele Anpflanzungen von Götterbäumen (Ailanthus altissima).  Möge man dem Laien die ein oder anderer Unwissenheit in Sachen Botanik noch verzeihen, so sieht das bei Leuten die ihr Geld damit verdienen anders aus. Werden solche Arbeiter nicht geschult, weitergebildet oder in anderer Form auf den neuesten Stand gebracht? Man muss doch wissen, mit was man es zu tun hat. Oder nicht?