Thomas Engst

Will man die Natur von ihrer ruhigen Seite erleben muss man mitunter zeitig aufstehen. Sehr zeitig. Zum Glück kann ich an solchen Tagen Freizeit und Beruf verbinden. So auch heute. Noch vor dem Morgengrauen ging es heute ins Feld, natürlich mit Kamera bewaffnet. Bevor das hektische Treiben des Tages beginnt, kann man die schönsten Entdeckungen machen. Besonders faszinierend fand ich die mit Morgentau benetzten Spinnweben. Es ist somit schon wieder Altweibersommer.

Spinnennetz

Spinnennetz
Einzigartig wie Fingerabdrücke erstrecken sie sich über Wiesen und Sträucher. Mit etwas Fantasie ähneln sie den Haaren älterer Damen. Daher auch der Name “Altweibersommer”. Aber auch die Pflanzenwelt ist am frühen Morgen schon präsent, auch wenn sie stellenweise noch etwas verschlafen aussehen.
Aster spec.
Epilobium spec.

Man mag kaum glauben was ein bisschen Tau ausmacht. Es erscheint alles etwas mystischer und geheimnisvoller. Mir gefällt es immer wieder neu. natürlich ist auch das Regnum animale mit von der Partie. Durchschneidet der Ruf einer Krähe den nebeligen Morgen, rechnet man unwillkürlich jeden Augenblick mit dem Hund von Baskerville.  Glücklicherweise sind auch angenehmere Tiere vertreten.

Es ist schon ein komischer Anblick, wenn Unmengen an Schnirkelschnecken auf höher gelegene Grashalme flüchten. Weitaus interessanter war das der Kamerad auf dem unteren Bild. Ein Großes Heupferd (Tettigonia viridissima) hüpfte spontan auf eine Säule neben mir und beobachtete mein Tun aus sicherer Entfernung. Heupferde sind so ziemlich die größten Heuschrecken (keine Grillen) in unseren Breiten.  

Tettigonia viridissima
Zwar fängt nicht jeder Arbeitstag so geruhsam und besonnen an wie der heutige, wenn es aber mal der Fall ist genießt man ihn umso mehr. Ich kann es nur jedem empfehlen in aller Herrgottsfrühe in die Stiefel zu schlüpfen und die Natur aus einem anderen Blickwinkel zu erfahren. Es lohnt sich.