Thomas Engst

Die Natur genießt in der Bevölkerung angeblich einen hohen Stellenwert, auch wenn so mancher Blick in die Landschaft nicht davon zeugt. Zu viel Müll liegt achtlos weggeschmissen in der Gegend herum. Besonders anschaulich sind Anschlussstellen der Bundesautobahnen, Waldparkplätze oder Waldränder und -gehölze. Dabei sollte die in vielen Umfragen doch als wichtig und geschätzt erachtete Natur eine bessere Behandlung durch uns Menschen erfahren oder? Ebenso geachtet werden sollte der Naturschutz auch hinsichtlich seiner Finanzierung.

Politik und Bevölkerung wünschen sich ein intaktes Ökosystem mit vielen summenden Insekten, trällernden Vögeln und bunten Blümchen. Nur wie soll das alles gestemmt und finanziert werden. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Finanzierung des Naturschutzes größtenteils aus EU-Mitteln betsritten wird und sich von einem “innovativen” Projekt zum nächsten schleppt.

Zahlreiche Landkreisreformen und unfähige Personen an den wichtigen Hebeln haben den Naturschutz (nicht nur in Sachsen-Anhalt) schwer getroffen. Immer wieder mal kommt die Idee einer Naturschutzsteuer auf und mein Gedanke ist: warum eigentlich nicht? Die Erhaltung von Biodiversität ist keine Selbstverständlichkeit. Ihr geht ja auch nicht umsonst in Theateraufführungen.

Natur muss wertgeschätzt werden und sollte sich ihren Dienst an der Bevölkerung auch bezahlen lassen. Oder wie sehr ihr das? Ähnliche Stimmen sprechen in ebenfalls regelmäßigen Intervallen von einem Naturschutzfonds seitens der EU. Nun wird das Thema mal wieder nach oben gespült ohne allzu konkret zu werden.

Das EU-Parlament fordert mehr Geld für den EU-Naturschutz. In einem heute in Brüssel beschlossenen Bericht zu den laufenden Finanz-Verhandlungen fordern die Parlamentarier eine klare Ausrichtung des nächsten EU-Haushalts an den UN-Nachhaltigkeitszielen und zweckgebundene Mittel zur Finanzierung des Natura 2000-Netzwerkes. Auch setzten sich die EU-Abgeordneten für eine Verdoppelung der Gelder innerhalb des höchst erfolgreichen LIFE-Programms ein, das innovative Natur- und Klimaschutzprojekte fördert.

„Damit bekräftigt das EU-Parlament fraktionsübergreifend de facto was im neuen Koalitionsvertrag der Bundesregierung steht und was der NABU seit Jahren fordert: einen EU-Naturschutzfonds. Damit könnte das Insekten- und Vogelsterben entscheidend aufgehalten werden. Gleichzeitig erhalten Landwirte zusätzliches Einkommen für Naturschutzleistungen, wie zum Beispiel für den Erhalt von Feldgehölzen und Blühflächen oder die Pflege von Trockenrasen oder artenreichen Wiesen. Jetzt liegt der Ball bei der Bundesregierung und insbesondere bei der Bundesagrarministerin Julia Klöckner“, sagt NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

Der NABU fordert einen jährlich mindestens 15 Milliarden Euro umfassenden EU-Naturschutzfonds, um die Umsetzung der EU-Naturschutzrichtlinien zu gewährleisten. Bei der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sprachen sich die Abgeordneten für einen stärkeren Fokus der Förderung auf die Erbringung öffentlicher Leistung sowie einen Wandel der europäischen Landwirtschaftspolitik hin zu mehr Natur- und Klimaschutz aus. Der NABU sieht sich in seiner Forderung nach einer umfassenden Wende der Agrarpolitik bestätigt. Aus NABU-Sicht müssen zunächst die Direktzahlungen für Landwirte auf den Prüfstand gestellt werden, um echte Fortschritte bei Naturschutzmaßnahmen auf Agrarflächen zu erzielen (Quelle: NABU).