Thomas Engst

Blick über Wettin

Gestern lockte das schöne Wetter förmlich vor die Tür. In meinem Falle lockte es auf einen Trockenrasen bei Wettin im wunderschönen Saalkreis. Trockenrasen sind, wie der Name schon sagt, nicht großen Mengen an Wasser und Nährstoffen gesegnet und haben meist eine (süd-) exponierte Lage. Das ruft Pflanzenarten auf den Plan, die sich eher in mediterranen- bzw- wärmegeprägten Räumen ansiedeln. Zur weiteren typischen Artenausstattung gehören ebenfalls Vertreter der Steppenvegetation sowie Hochgebirgsarten. Stehen auch Orchideen auf diesen extremen Standorten, so kann das zweifelsfrei als Ritterschlag für den Lebensraum gelten. Trockenrasen entstammen einer Zeit, in der Beweidung noch weitflächig verbreitet und als Landnutzungsform akzeptiert wurde. Durch diese Nutzung wurden Gräser auf den Flächen zurückgedrängt und die Standorte nährstoffarm gehalten.

Scleranthus perennis

Die typischen Arten der Trockenrasen haben sich im Laufe der Zeit sehr gut an die dortigen Bedingungen angepasst. So haben sie mitunter einen skleromorphen Wuchs in Form von verdickten Blättern oder sind von eher kleinem Wuchs. Manche Arten lassen auch auf die Geologie des Standortes schließen. Scleranthus perennis bspw. deutet auf Sandboden hin.

Koeleria glauca_Wettin_20160528

Koeleria macrantha

Natürlich können die Arten der Trockenrasen dieser Welt auch auf anderen, besser versorgten Standorten wachsen, allerdings unterliegen sie aufgrund ihrer geringen Konkurrenzkraft anderen Pflanzen. Wer nun denkt, dass dieser Standort aufgrund seiner Extreme nicht besonders wertvoll ist, der irrt. Der irrt sogar gewaltig. Die aufgeführten Bedingungen machen den Trockenrasen zu einem wertvollen Rückzugsgebiet für gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Besonders bedeutsam für Arten der Roten Liste (Gefährdungsstufen). Daher ist der Schutz und Erhalt dieser Biotope absolut notwendig. Hauptgefahren für deren Stabilität ist Vergrasung/Verbuschung sowie Anreicherung mit Nährstoffen.  Wird die Fläche zu nährstoffreich, stellt sich das Konkurrenzproblem mit anderen Pflanzenarten ein. Damit es nicht dazu kommt, müssen diese Standorte regelmäßig gepflegt werden. Eine sehr gute Pflegemaßnahme ist eine extensive Beweidung mit Schafen (wegen den Gräsern) und Ziegen (wegen den Gehölzen). Sollten die Tiere es mit ihrem Fraßdruck nicht schaffen, kann auch manuell Entbuscht werden. Diese sogenannte Entkusselung wird meistens von Landschaftspflegeverbänden und deren ehrenamtlichen Helfern gemeistert. An dieser Stelle mein erneuter Dank an euch Freiwillige da draußen. Ein Dank und einen Blumengruß.

Anthericum liliago

Anthericum liliago