Thomas Engst

Auch 2017 war wieder ein Rekordjahr für den Deutschland-
Tourismus. Das Projekt Katzensprung fordert die Branche dazu auf,
diesen wirtschaftlichen Rückenwind zu nutzen, um verstärkt in
Umwelt- und Klimaschutz zu investieren. Erfolgreiche
Vorzeigeprojekte, von denen die Branche lernen kann, gibt es bereits.

Die Erfolgsmeldungen deutscher Urlaubsregionen reißen nicht ab. Immer mehr Gäste
aus dem In- und Ausland verbringen ihre Ferien gerne in Deutschland. Dabei werden
viele Potenziale noch gar nicht genutzt. Das gilt vor allem für nachhaltige
Reiseangebote: „Es gibt in Deutschland viele vorbildliche und erfolgreiche nachhaltige
Reiseangebote. Die werden aber zu wenig gewürdigt und oft bei der touristischen
Vermarktung nicht berücksichtigt“, sagt Mareike Schiffels, Pressesprecherin des
Projekts „Katzensprung. Kleine Wege – große Erlebnisse“. „Dabei zeigen viele
Umfragen, dass es eine große Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten im Tourismus
gibt. Gute Beispiele zeigen außerdem, dass nachhaltige Tourismus-Unternehmen
interessante Zugpferde für ihre Regionen sein können“.

MyriRoet / Pixabay

Seit Dezember reisen Mitglieder des Katzensprung-Teams durch Deutschland, um
ganz gezielt nachhaltige Reiseangebote aufzuspüren und ihnen die verdiente
Aufmerksamkeit zu verschaffen. Dafür arbeitet das Team unter anderem mit zehn
Naturparken zusammen, die mit einem Screening-Verfahren analysiert werden, um
nachhaltige Angebote vor Ort zu entdecken. Aktuell bereist wurden die Naturparke
Schwarzwald Mitte Nord, Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale, Taunus, Hessische
Rhön, Bergisches Land, Ammergauer Alpen, Nordeifel, Harz und Lüneburger Heide.

Die erste Bilanz der Bereisungen ist beeindruckend: Neben traumhaften Mittel- und
Hochgebirgslandschaften begeisterten das Screening-Team zum Beispiel auch ein
gelungener Aufbau von Regionalmarken im Tourismus; nachhaltige
Mobilitätsangebote für alle, die auch ohne eigenes Auto mobil sein möchten; sanfte
Naturerlebnisangebote und viele engagierte Menschen, die sich mit innovativen Ideen
für eine nachhaltige Regionalentwicklung einsetzen. Bisher haben wir in allen
Naturparken viele hoch motivierte und sehr gut vernetzte Akteure getroffen, die sich mit
Leidenschaft, Weitsicht und Durchhaltevermögen für eine klimaschonende und
touristische Weiterentwicklung einsetzen. Alle sehen das Projekt Katzensprung als
große Chance, neue Impulse und Ideen zu bekommen“, erklärt Nicole Isermann vom
Verband Deutscher Naturparke e.V. (VDN).

Auch die nächsten Termine für das Katzensprung-Team stehen bereits fest: Mitte März
wird mit dem Naturpark Zittauer Gebirge der letzte Projektpartner besucht. Beim
jährlich stattfindenden Vernetzungstreffen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI,
s.u.) in Berlin wird das Team sich außerdem mit weiteren Projektnehmern innovativer
Klimaschutz-Einzelprojekte austauschen.

Aber was bringt das Ganze und was ist der Sinn dahinter?

„Weil wir uns damit vom Wettbewerb abheben und weniger austauschbar sind.
Außerdem können wir den jungen Leuten hier in der Region mit neuen Ideen eine
bessere Perspektive bieten“, ist Volker Kullmann, Inhaber des Waldhotels am Stausee
im Thüringer Schiefergebirge, überzeugt.
„Weil es sich schlicht rechnet“, antwortet Christian Loth, Marketingleiter vom Kloster
Ettal in Bayern. Die Kloster-Brauerei und -Brennerei spart massiv Betriebskosten durch
den Einsatz nachhaltiger Technik und setzt auf die Verwendung regionaler Zutaten für
die Klosterprodukte.

„Weil das ein aktiver Beitrag zum Kulturlandschaftserhalt und zum Weiterbestehen der
Land- und Forstwirtschaft ist“, sagt Jasmine Holfeld von der Ammergauer Alpen
GmbH, die vor einigen Jahren ein fantastisches Buch mit „Geschichten von regionalen
Spezialitäten und leidenschaftlichen Genusshandwerkern, garniert mit kreativen
Rezepten“ herausgegeben hat.
Die Ergebnisse der Bereisungen und viele anregende Beispiele werden ab dem
Frühjahr auf der entsprechenden Webseite  veröffentlicht.