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Als Naturschützer versuche ich gewöhnlich Nestlé zu meiden wann immer es geht. Viel zu oft werden die Nachrichten über diese Saubande Firma von negativen Schlagzeilen bestimmt. Ob es nun die Privatisierung von Wasser oder der Pfusch an Lebensmitteln ist, Nestlé hat einfach zu viel Dreck am Stecken. Interessant ist hingegen eine Studie des Konzerns die sich mit der zentralen Frage unserer Ernährungsgewohnheiten sowie Lebensmittelerzeugung im Jahr 2030 beschäftigt. Wer möchte kann sich die Studie für ca. 30 € online bestellen.
Wem sein Geld dafür zu schade ist (immerhin macht Nestlé auch so genug Umsatz), der surft bei den Kollegen vom Reformwarenblog vorbei, dort findet ihr eine sehr gelungene Zusammenfassung. Interessantes Detail, die Landwirtschaft als Nahrungsquelle wird in dem Bericht nur als kleiner Bereich erwähnt. Dies zeigt erschreckend wie weit sich Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft bis dahin entkoppelt haben. Wahrscheinlich kommen die Lebensmittel in 15 Jahren aus der Retorte. An dieser Stelle hoffe ich, mit meiner Prognose meilenweit daneben zu liegen.
21. Oktober 2016 um 9:09 am Uhr
Hi Frank,
ein Gedanke kam mir gestern Abend noch. Das Fleisch aus dem Labor, welches unbedenklich für bestimmte Ernährungseinstellungen sein soll, wird doch auch im Reagenzglas mit Hilfe von Bakterien gezüchtet. Meines Wissens nach gibt es aktuell kein Verfahren einen Muskel auf vegane Art und Weise (ohne Einsatz von Bakterien) zu züchten. Ist die angesprochene Gruppe Konsequent, fallen also auch diese Produkte als Nahrung weg.
VG
18. Oktober 2016 um 10:01 am Uhr
Kinder und viele von uns Erwachsenen haben doch heute schon keinen Bezug mehr zur Nahrungsmittelerzeugung (was ich natürlich nicht toll finde). Aber unabhängig davon: Ich sehe noch viele weitere Vorteile von Nahrung aus dem “Bioreaktor”: Keine ethischen Probleme mehr mit Tierhaltung und dem Töten von Tieren. Vegetarier, die Fleisch aus solchen Gründen ablehnen, müssen sich bei Kunst-Nahrung um so etwas keine Gedanken mehr machen. Es gäbe keine Gülle mehr und keinen Methan-Ausstoß durch Rinderhaltung. Es gäbe weniger Abfälle (Kadaver und nicht verwertbare Pflanzenteile). Man könnte Fleisch und anderes so herstellen, dass schädliche Bestandteile gar nicht erst enthalten wären.
Thema Nestle: Ich habe mich Anfang der 90er selbst mal an einem Nestle-Boykott beteiligt, wegen der Sache mit der Babymilch. Viele andere Vorwürfe sind aus meiner Sicht aber völlige Krampf-Argumente, z.B. die Sache mit den Kindersklaven. Der Abnehmer eines Produktes kann ja nichts für die Arbeitsbedingungen – schuld daran sind die Plantagenbesitzer. Im Gegenteil haben größere Firmen wie Nestle aber am ehesten die Chance, darauf Druck zu machen. Bei kleineren Abnehmern würden wir es gar nicht bemerken. Aber bleiben wir mal beim Wasser, sonst verzetteln wir uns. Vorgeworfen wird Nestle ja immer, dass sie “umsonst Grundwasser absaugen, in Plastikflaschen füllen und mit Gewinn verkaufen”. Okay. Machen sie. Wie z.B. auch alle deutschen Mineralwasserproduzenten. Und? Ist das ein Problem? In “Bottled Life” wird Nestle ausgiebig vorgeworfen, dass sie im US-Bundesstaat Maine (fast) kostenlos Wasser fördern. Das liegt aber an den dortigen Gesetzen, die so etwas ausdrücklich ermöglichen. Nestle ist nur Nutzer, nicht Verursacher. Und das Wasser wurde dadurch in dieser wasserreichen Gegend nicht knapper. Wo also ist das Problem? In asiatischen und afrikanischen Ländern wird ihnen auch das Fördern, Abfüllen und Verkaufen von Wasser vorgeworfen. Ja, das machen sie dort ebenfalls. In den entsprechenden Dokus wird aber nebenbei auch immer mit erzählt, was das eigentliche Problem ist: Staatliches Versagen bei der Wasserversorgung. Die entsprechenden Regierungen haben jeweils das Wassernetz völlig verkommen lassen, so dass aus den – sofern überhaupt vorhandenen – Leitungen kein sauberes Trinkwasser kommt. Darin finden sich Gifte, Krankheitserreger oder sogar Würmer. Die Menschen sind also gezwungen, Wasser zu kaufen, egal von wem. Große Firmen wie Nestle können da immerhin Qualitätsstandards bieten und einhalten. In “Bottled Life” wird als angeblich positive Alternative zu Nestle ein kleiner lokaler Abfüller in einem Entwicklungsland gezeigt. Der nimmt das normale untrinkbare Leitungswasser, leitet es kurz durch einen kleinen “Reiniger” (wahrscheinlich wird es darin nur kurz UV-Licht ausgesetzt) und verfüllt es in Plastiktüten, die er ebenfalls mit Gewinn (wie auch sonst?) verkauft. Da finde ich die Flaschen von Nestle schon vertrauenerweckender.
18. Oktober 2016 um 10:30 am Uhr
Du hast mit deinen Ausführungen sicherlich recht aber Nestlé spielt bei solchen “Skandalen” doch in einer anderen Liga. DIe Geschichte mit dem “lokalen” Abfüller würde ich auch nicht überbewerten. Vielmehr sehe ich diesen als dramaturgischen Unterdog des Films. Aus Sicht des Naturschutzes kenne ich aber genügend Bsp. wo Nestlé sich mit einem grünen Mantel schmückt ohne es auch nur ansatzweise ernst zu meinen.
Tragischerweise glauben einige Kinder dieser Generation, dass Kühe lila sind etc. aber sollten wir daher das traditionelle Bild einer kleinbäuerlichen Versorgung in die Vergangenheit verbannen und sagen, “ab heute kommt unser Essen aus der Retorte” und es als gegeben hinnehmen?
Allerdings weiss ich angesichts der zu stark ansteigenden Weltbevölkerung auch keinen hilfreichen Rat.
18. Oktober 2016 um 8:12 am Uhr
Zitat: “Wahrscheinlich kommen die Lebensmittel in 15 Jahren aus der Retorte.” Ja und? Wo wäre das Problem daran? Das ist doch (und ich meine das ernst) eine positive Entwicklung. Wenn wir eines Tages in Bioreaktoren künstliches Fleisch und sonstige Nahrungsmittel wachsen lassen, bedeutet das: Viel weniger Flächenverbrauch (das wäre gut für die Natur), kürzere Transportwege (man könnte es direkt in Städten produzieren), keine Antibiotika und Pestizide mehr. Ich würde das kaufen. Aus Naturschutzgründen.
Abgesehen davon hat das gar nichts mit Nestle zu tun, sondern das ist ein allgemeiner Prozess. Daran forschen viele Wissenschaftler. Wenn das kommt, dann auch ohne Nestle. Nestle beschreibt in seinem Zukunftsforum anscheinend nur allgemeine Tendenzen.
Nebenbei: Nestle privatisiert kein Wasser. Wenn überhaupt irgendwo Wasser privatisiert wurde, dann waren das die jeweiligen Regierungen. Nestle ist immer nur eine derjenigen Firmen, die angebotene Wasserförderungsrechte nutzt. Häufig waren das Stellen, wo unterirdische, also bisher gar nicht zugängliche Wasservorräte überhaupt erst erschlossen wurden. Das Märchen, durch Nestle würden irgendwo auf der Welt Menschen nicht mehr an ihr angestammtes Trinkwasser gelangen, trifft nicht zu. Einen solchen konkreten Fall habe ich noch nirgends entdeckt.
18. Oktober 2016 um 9:06 am Uhr
Hi Frank,
vielen Dank für deinen Kommentar und die dmit erübrigte Zeit. Vielen Dank.
Zu deinen Punkten: Lebensmittel aus der Retorte kann ich nicht so gutheißen wie du. Ich habe Bedenken, wenn wir uns von synthetischen Produkten ernähren. Nicht zuletzt deswegen, wenn unsere Kinder anfangen diese Form der Nahrungsmittelerzeugung für “die normale” Art und Weise zu halten. Allerdings ist der sinkende Flächenverbauch ein wichtiger und richtiger Punkt.
Zu Nestlé: Scheinbar war die entsprechende Passage etwas unverständlich geschriebe. Ich wollte mich dahingehend verstanden wissen, dass Nestlé doch einigen Schindluder mit Wasser (und anderen Ressourcen) treibt. Siehe dazu hier: http://www.naturwelt.org/was-tun/raubtierkapitalismus/nestlé/
So viel erstmal dazu in aller Kürze (Sitze im Zug und muss gleich wechseln).
Nochmal Danke.