Thomas Engst

Wer am vergangenen Wochenende in den Toten Tälern bei Freyburg unterwegs war, der konnte sich schon wundern. Da machte eine  mit Motorsensen ausgestattete Gruppe ordentlich Lärm und mähte eine augenscheinlich triste Wiese. Nun kann man an ein außergewöhnliches Hobby denken aber dahinter versteckt sich mehr. Viel mehr. Die besagte Wiese ist eigentlich gar keine sondern eher ein Rasen. Ein Trockenrasen. Noch dazu einer auf Muschelkalk. Spätestens jetzt gehen bei den Stammlesern die ersten Lichter an. Muschelkalk steht meistens für Orchideen. Jedenfalls bei diesem Beispiel. Die Toten Täler weisen mit ihren Naturnahen Kalktrockenrasen nicht nur einen prioritären Lebesnraumtypen (LRT *6210) auf, sondern auch einen wichtigen Lebensraum für Orchideen. Orchideen sind in Sachen Standort eher zart besaitet und stellen schon mal recht hohe Ansprüche. So mag bspw. die Goodyera repens nicht unähnliche Art Spiranthes spiralis (Herbst-Wendelorchis) offene Bodenstellen mit wenig Konkurrenz durch andere Arten. Früher sorgten dafür die unzähligen Schafherden die durch die Landschaft streiften, die Vegetation kurz hielten und den Boden stellenweise aufrissen. Mit dem Wegfall dieser Nutzung und dem Hinzukommen von immer mehr Stickstoffen verbuschten die Trockenrasen und so manche Orchidee (aber nicht nur) musste sich dem beugen und verschwand.

Deutschlandweite Verbreitung von Spiranthes spiralis (BfN).

Deutschlandweite Verbreitung von Spiranthes spiralis (BfN).

An genau dieser Stelle kommen die Motorsensen ins Spiel. Mäht man mit diesen das Gras kurz und in den Erdboden hinein, so simuliert das den früheren und heute so dringend benötigten Tritt auf der Fläche. Federführend für den Erhalt dieser Biotope sowie den Arten ist der Arbeitskreis Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e.V. aus Halle (Saale), dem an dieser Stelle mein ausgesprochener Dank für sein Schaffen gilt.

Das Mahdgut wird im Anschluss an die Mäharbeiten zusammengeharkt, da ist es hilfreich, wenn man es gleich “auf Schwad” legt. Würde die abgemähte Vegetation auf der Fläche verbleiben, würde es schnell zu einer undurchdringlichen Schicht verfilzen. Zumindest undurchdringlich für die Orchideen. Gehölze wie Schlehe und Schneeball würden sich freuen aber die sind ja nicht das Ziel.

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Von der Fläche zu entfernendes Mahdgut.

Die Herbst-Wendelorchis blüht im August bzw. Anfang September. Da kommt dieser Pflegeschnitt keinesfalls zu früh. Einen Vergleich zwischen der nicht gemähten und gemähten Fläche liefern die folgenden Bilder.

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