Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier. –

Irgendwie beschäftigt uns Schreibende hier das Thema Müll. Erst im letzten Post hat Thomas freundlich darauf hingewiesen, den Müll wieder mitzunehmen, auch die neueste und leider überall sichtbare Müllart – den Schnuddelpulli. (apropos – welche Lokalnamen habt Ihr dafür? Bitte schreibt die nettesten und phantasievollsten Bezeichnungen in die Kommentare…)

Hier geht es nun aber um Unterhosen. Und auch um Teebeutel. Aber mal ehrlich – Unterhosen? Wie kommen die in die freie Landschaft? Das frag ich mich aber manchmal auch bei den einzelnen Schuhen am Autobahnrand. (hierzu bitte keine Ideen in die Kommentare 😉 )

Zurück zu den Unterhosen. Genauer gesagt, den Unterhosen aus Bio-Baumwolle der Schweizer:innen!

Im April 2021 läuft ein Citizen-Science-Projekt in der Schweiz an, für welches 500 Landwirt:innen und genausoviele Privatgärtner:innen teilnehmen. Alle haben ein Unterhosen-Set aus Bio-Baumwolle zugeschickt bekommen, welches sie, zusammen mit Teebeuteln nach einem bestimmten Versuchsaufbau vergraben.
Mit den Ergebnissen wollen die Forscher:innen Erkenntnisse über die Aktivität der Bodenorganismen und damit über die Funktionalität des Bodengefüges gewinnen.

 

Versuchsaufbau © Agroscope

Warum Unterhosen?

Warum keine Stoffläppchen? Naja, für ein Citizen-Science-Projekt ist es schon witziger, Unterhosen zu verbuddeln, als standartisierte Stoffstücke, oder? Aber eine Unterhose hat noch einen weiteren Vorteil: Abgesehen von den Nähten und dem Bund bestehen die Unterhosen zu 100% aus abbaubares Bio-Baumwolle. Die Mikroorganismen im Boden fressen die Unterhose auf, übrig bleibt ein mehr oder weniger vollständiges “Gerüst”. Dies dient dem Nachweis und der späteren Auswertung. Ein bloßes Stoffläppchen wäre im Zweifelsfall einfach nur “weg” und man wüsste nicht, ob es gänzlich “aufgegessen” wurde, oder ob es jemand geklaut hat.

Und warum Teebeutel?

Es gibt bereits einen wissenschaftlich etablierten Test, den sogenannten “Tea Bag Index”, bei dem die Abbaurate von Tee als Indikator für ein aktives Bodenleben genutzt wird. Genau wird es auf der Webseite nicht beschrieben, aber ich könnte mir vorstellen, dass es als Referenz dienen kann oder auch um die Ergebnisse vergleichbar in einen größeren Pool anderer Studien einzuspeißen.

Zersetzte Unterhose – ich würde sagen 60% und die App (c) beweisstueck-unterhose.ch

Und dann?

Nach ein bzw. zwei Monaten sollen die Beweisstücke wieder ausgegraben und eingeschickt werden.

Die Dateneingabe erfolgt über eine App, die ich mir hierfür natürlich angesehen habe ^_^

  • mittels einer interaktiven Karte wird der Standort angegeben und in Worten beschrieben
  • es muss sogar angegeben werden, ob die Erlaubnis besteht, dort Unterhosen zu vergraben
  • neben dem Zeitraum des Experimantes muss ebenfalls angegeben werden, ob die Fläche zusätzlich zum Regen bewässert worden ist (nicht ersichtlich ist jedoch, wie der tatsächliche Regen mit den Ergebnissen verschnitten werden wird, das hat ja sicherlich einen Einfluß aus die Aktivität des Bodenlebens)
  • der Abbaugrad der Unterhosen wird in Prozent geschätzt
  • das ganze wird mit Photos hinterlegt
  • sozialer Aspekt: über die interaktive Karte ist es leicht, mit anderen Teilnehmenden in Kontakt zu treten

Zur Auswertung sollen den Teilnehmenden noch eine Bodenprobe einsenden. Auf dieser Grundlage werden Hinweise in Aussicht gestellt, die dazu dienen, den Boden zu verbessern.

 

Aber ich hab doch überhaupt keine Grabeerlaubnis in der Schweiz und überhaupt….!?

Macht nix, Du weißt doch jetzt, wie es geht und worauf es ankommt!
(nein, das müssen keine neuen Unterhosen sein, nur Bio und aus Baumwolle… für die Vergleichbarkeit)

 

Unterhosen und der unterirdische Kosmos! © Agroscope, Illustration Jana Laux