Thomas Engst

Das Kärntner Tauernblümchen (Lomatogonium carinthiacum) ist wohl mein Highlight in der Botaniksaison 2018. Die auch als Saumnarbe bekannte Art zeigte sich mir in diesem Jahr erstmalig und auch nur durch einen Zufall. Auf dem Boden liegend wollte ich in der Nähe des Großglockners einen Enzian ablichten, als mein Blick auf etwas Weißglänzendes schwenkte. Völlig unscheinbar und zierlich zeigte sich mir dann diese bis dato unbekannte Art.

Die Bestimmung folgte auf dem Fuße und nach einer ganzen Weile war ich mir sicher, mein botanisches Highlight gefunden zu haben. Das Kärntner Tauernblümchen ist eine einjährige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von ein bis zwölf Zentimetern. Der meist etwas verzweigte, vierkantige Stängel wächst aufrecht. Die Laubblätter sind eiförmig bis lanzettlich. Die untersten Blätter sind in einen kurzen Blattstiel verschmälert, die anderen Blätter sind sitzend. Auf den ersten Blick bereits ersichtlich, ist ihre Zugehörigkeit zu den Enziangewächsen.

Der Kelch ist kürzer als die Krone, letztere ist rund 10 mm lang und hat einen Durchmesser von 12 bis 16 mm. Die Farbe ist blass-graublau bis weiß, an der Außenseite häufig leicht grünlich. Blütezeit ist August bis Oktober. Die in Deutschland als extrem selten eingestufte Art hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen, den Karpaten und Asien beheimatet. Es kommt in den Ostalpen in Kärnten (wie der Name schon sagt), Steiermark, Salzburg, Tirol, Südtirol, in Deutschland nur im Raum Berchtesgaden vor.

Lomatogonium carinthiacum wächst in kurzgrasigen, lückigen Weiderasen, in erdigen Rasenlücken und in Nacktriedrasen. Es kommt besonders über Intermediärgestein vor in der obermontanen bis alpinen Höhenstufe. Es ist lokal häufig, ansonsten aber selten. Es kommt vor allem im Elynetum, aber auch in Gesellschaften des Salicion herbaceae oder arktisch-alpiner Schwemmufergesellschaften.

Lomatogonium carinthiacum.