Thomas Engst

Wenn ihr diesen Beitrag lest, seid ihr scheinbar gut ins Jahr 2019 gekommen. Das freut mich. Genauso wie euer Besuch hier im Blog. Während es draußen noch ungemütlich und regnerisch ist, zumindest im Salzlandkreis, möchte ich euch in guter Tradition wieder eine Pflanzenart vorstellen. Den ersten Beitrag im neuen Kalenderjahr widme ich einer sehr schönen und filigranen Art. Der gelben Moorlilie (Narthecium ossifragum).

N. ossifragum besitzt nur ein sehr geringes Verbreitungsgebiet und ist in Deutschland gemäß Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt. Um auf diesen Umstand hinzuweisen, wurde die Moorlilie 2011 von der Stiftung Naturschutz zur Blume des Jahres gewählt. Die Moorlilie ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 cm erreicht. Die Pflanze besitzt als Überdauerungsorgan ein dünnes Rhizom, aus dem sich die klebrigen, aufrechten Blütenstängel entwickeln. Die unteren, kräftig grünen, schwertförmigen und ungestielten Laubblätter verfügen über deutliche Längsnerven und sind bis zu 4 mm breit. Im unteren Bereich sind sie schmal V-förmig mit aneinander liegenden Blatthälften.

Die gelbe Moorlilie (Narthecium ossifragum).

Bei den Blüten unterliegen der Windbestäubung. Die dicht behaarten Staubfäden sammeln zunächst den Pollen, bis er vom Wind erfasst wird. Insektenbesuch ist selten und geschieht z. B. durch Bienen; wegen des Blütenduftes ist mindestens auch mit dem Besuch von Pollenfressern zu rechnen. In diesem Zusammenhang wird die starke Behaarung der Staubfäden auch als Pollenattrappe gedeutet, die dem Bestäuber mehr Pollen vortäuscht, als wirklich angeboten wird.

Die Moorlilie ist aber keine harmlose Pflanze. Bei Schafen etwa verursacht der Konsum der Moorlilie eine Krankheit, die in Norwegen als „Alvelden“ bekannt ist.

Grund dafür ist ein Saponin, das in der Pflanze enthalten ist. Dieses stört die Leberfunktion der Schafe. So können Abbauprodukte des Blattgrüns in das Blut gelangen und verursachen dort eine Lichtempfindlichkeit, die dann zu Schwellungen und Hautwunden führt. Offenbar sind nur weiße Schafe für diese Krankheit empfindlich.