Thomas Engst

Totholz ist in einem gesunden Wald ebenso wichtig wie lebende Bäume. Diese Weisheit ist schon länger bekannt aber dennoch sträuben sich Förste und Gemeinden aus unterschiedlichen Gründen davor, auch mal einen abgestorbenen Baum im Wald liegen zu lassen. Die Folgen eines klinisch sauberen und aufgeräumten Waldes sind dabei sehr fatal.

In der Schweiz bewies nun ein Artenhilfsprojekt für die Weidenmeise (Poecile montanus), die seltenste Meisenart der Schweiz, wieso Totholz im Wald so bedeutend ist. Einst war die Art in den heimischen Weichholzauen daheim und verbringt ihr Dasein in selbstgebauten Bruthöhlen. Dazu benötigt sie aber morschen und weiches Holz.

Die Erfahrung zeigt, dass Nistkästen oder -höhlen kaum bis gar nicht benutzt werden. Die Weidenmeise setzt auf dünne, noch stehende Stämme für den Nestbau.

Von © Francis C. Franklin / CC-BY-SA-3.0, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31622934

Leider sind die eingangs erwähnten Materialien in Form von Totholz vielerorts nicht mehr vorhanden. Ein Projekt des VVS/Bird Life Solothurn in Kooperation mit den Förstern vor Ort hat sich nun des Problems angenommen und eine neue Nutzungsweise des Waldes im Sinne der Weidenmeise getestet.

So wurden bereits abgestorbene und größtenteils verrottete Baumstämme oder -stämmchen an noch lebende Bäume angebunden. So konnte die Verfügbarkeit an geeigneten Nistplätzen in kurzer Zeit stark erhöht werden. Mit Erfolg.

Bereits zwei Jahre nach Beginn der Maßnahme konnte bereits bei einem Weidenmeisen-Paar in Zuchwil Nachwuchs dokumentiert werden. In einem nur 10 cm dicken Totholzstück gelang ihnen die Aufzucht von 9 Jungen (Quelle: Naturschutz.ch).