Thomas Engst

Auerhähne gehören zu den Verlierern unserer Zeit. Noch zu den Zeiten unserer Großeltern waren sie ein oft anzutreffender Vogel. Die geeigneten Lebensräume vorausgesetzt. In heutigen Zeiten jedoch, sind sie eine weitere vom Aussterben bedrohte Art, die sich in absehbarer Zeit nicht in Deutschland wird behaupten können. Ähnlich den Großtrappen, haben auch ihnen Verlust von Lebensraum und Bejagung durch den Menschen arg zugesetzt.

Ich selber kenne diese stolzen Tiere der moorigen Wälder nur als staubige Exponate in Museen. Da kommt das im KOSMOS-Verlag erschienene Buch “Auerhuhn – Ein Urvogel verschwindet” von Peter Berthold gerade recht. Dieses knapp 300 Seiten dicke Buch, welches mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt wurde, ist Einstiegs- und Vertiefungslektüre zugleich. Aber der Reihe nach.

Schon das Titelbild imponiert. Ein Portrait eines Auerhahns prangt auf dem Einband und starrt den Betrachter direkt in die Augen. Der Schnabel ist zum Ruf geöffnet und weiße Atemwolken steigen empor. Es scheint fast so, als möchte das Tier mit einem entschlossenen Schrei sagen: “Ich gebe noch lange nicht auf.”

Dass dieser Durchhaltewunsch begründet und nötig ist, schreibt Peter Berthold, seines Zeichens erfahrener Faunist, Vogelkundler und langjähriger Beobachter der Auerhähne und -hennen, auf den ersten Seiten. Er spart von der ersten Seite an nicht mir Kritik am menschlichen Umgang mit Tier und Natur, weist aber auch auf die Schönheit und Einzigartigkeit dieser Vögel hin. Da merkt man die Leidenschaft für das Thema.

Anstatt eine ermüdende Aneinanderreihung von Fakten zu Papier zu bringen, erzählt Berthold aus seiner fünfzig Jahre währenden Forschungszeit mit den Urvögeln. Angefangen mit seinen ersten Berührungspunkten mit den Vögeln in den damals noch intakten (oder intakteren?) Lebensräumen im Schwarzwald, bis hin zu Exkursionen und Expeditionen rund um die schwarzen Vögel bis hin zu Artenhilfsmaßnahmen der heutigen Zeit.

Auch wenn sich die ein oder andere Geschichte zuweilen in die Länge zieht, haben sie mich dennoch fasziniert. Peter Berthold schildert seine Erlebnisse so anschaulich, dass ich über eventuelle erzählerische Längen gerne hinwegsehe und die Seiten unter meinen Daumen nur so dahinfliegen.

Illustriert und ergänzt wird der Text, welcher in Kapiteln von angenehmer Länge präsentiert wird, durch einen Mittelteil mit farbigen, sehr gelungenen Bildern. Selten habe ich Auerhähne so imposant abgebildet gesehen. Hin und wieder zieren auch Skizzen die Seiten und tragen zu besseren Verständlichkeit bei.

Die bereits erwähnten Kapitel decken eine große Bandbreite an Themenbereichen ab und erstrecken sich nur über wenige Seiten. Daher lassen sie sich auch zwischendurch gut lesen, allerdings sollte man dem Buch mehr Zeit geben und sich das Gelesene durch den Kopf gehen lassen.

Immerhin haben wir es in der Hand, ob die Urvögel aus unseren Wäldern vollends verschwinden oder eine Kehrtwende gelingt.