Thomas Engst

In den letzten Wochen hatte ich Gelegenheit mir die alpine Flora Österreichs einmal genauer anzuschauen. Neue und vor allem mir unbekannte Lebensräume zu botanisieren finde ich ungeheuer spannend und lehrreich. So musste ich einfach einen Abstecher bei Kitzbühel machen und den dortigen Alpenblumen Garten am Kitzbühler Horn besuchen. WO sonst hat man allerhand Pflanzenarten auf so engem Raum beeinander.

Das Wort “eng” wird dieser Anlage aber nicht gerecht. Im Gegenteil, dier Garten ist durchaus weitläufig und abwechslungsreich gestaltet. Abwechslung bietet auch die auf 20.000 m² gezeigte und stets gut beschilderte und erklärte Flora, welche mehr als 300 verschiedene Pflanzenarten umfasst.

Nicht nur heimische Pflanzen haben dort Wurzeln geschlagen. Auch botanische Besonderheiten aus aller Herren Länder sind in diesem einzigartigen Garten beheimatet. Dies ist das Werk von Eva und Toni Hofer, die seit 1985 mit der Pflege des prächtigen Alpingeländes betraut sind. Um die ganze Welt sind die beiden gereist, um seltene Pflanzen aus dem Kaukasus, den Anden, den Pyrenäen oder dem Himalaja hier anzusiedeln. Das ist allerdings ein Ding was mich mit geteilter Meinung auf das Projekt schauen lässt.

Der Garten ist in die Grasnarben zwischen natürliche Felsstrukturen eingebettet, die eigens dafür entfernt und umgewandelt wurden. Zusätzlich schuf die Familie Hofer zwei künstliche Weiher. Prof. Dr. Herbert Reisigl vom Botanischen Institut in Innsbruck fungiert als fachmännischer Berater und ist für die Archivierungsarbeiten im Alpenblumengarten zuständig. Hier treibt Wissenschaft wunderbare Blüten, die Sie von Frühling bis Herbst bei freiem Eintritt bestaunen können.

Bestaunt werden können die Pflanzenarten entlang des Alpenblumenweges auf ca. 14 km Länge. Der normale Wanderer schafft diese Strecke in ein paar Stunden, der geneigte Botaniker klebt förmlich am Boden und so brauchte ich einen kompletten Vormittag und einen halben Nachmittag (8 bis 15 Uhr) um mir alle der noch blühenden Arten anzuschauen. Ein paar Exoten waren natürlich auch dabei. Noch nie habe ich einen Gentiana asclepiadea in einer Albino-Edition gesehen. Natürlich zog auch die umliegende Landschaft immer wieder meinen Blick auf sich und lies mich verweilen. Falls ihr mal in der Gegend seid, dann schaut doch mal vorbei. Es lohnt sich.