Thomas Engst

Seit vielen Jahren geistert das Schlagwort “Ökosystemdienstleistungen” durch Naturschutz und Wirtschaft. Der Mensch versucht, die Dienstleistungen der Natur in Zahlen zu pressen und somit ihren (volkswirtschaftlichen) Wert zu ermitteln. Einerseits gut, da somit eine Diskussionsgrundlage geschaffen werden kann, andererseits schlecht, da somit die Natur nur aufgrund ihres monetären Wertes und nicht aufgrund ihres Eigenwertes als schützenswert betrachtet wird.

Nun haben Forscher der Universität Hohenheim in Stuttgart den Wert allein der Bestäuberleistung von Insekten ermittelt. Würden, von heute auf morgen, alle Insekten verschwinden, so entstände ein Schaden von ca. 3,8 Milliarden Euro in Deutschland. Weltweit beläuft sich der Verlust auf ca. 1 Billion US-Dollar. Das entspräche einem Prozent der weltweiten Wirtschaftskraft. Vom fehlenden Erholungswert und den daraus resultierenden Kosten ganz zu schweigen.

Angesichts dieser Zahlen wird deutlich, warum das Thema “Ökosystemleistungen” so stiefmütterlich behandelt wird. Würde es beispielweise in dem kaputten System von Ausgleich- und Ersatzmaßnahmen in Deutschland eine Rolle spielen und man Grünland nicht mehr “salopp” mit sinnfreien Kompensationsmaßnahmen “ersetzen oder ausgleichen” können, würden sämtliche Bauvorhaben unrentabel und somit gestoppt werden. Einfach ausgedrückt läuft es derzeit so ab: Es wird der Punktwert eines verlorenen Biotopes ermittelt und mit Maßnahmen, welche ungefähr den gleichen Wert haben, ortsnah verrechnet.

Das Ergebnis sind abstrakte Konstrukte, die auf dem Papier gut aussehen aber für den Naturschutz oftmals keinerlei Gewinn bringen. Würden ab sofort die “Dienstleistungen” der Natur, bspw. Bestäuberleistung, Erholungswert, Lebensraum und Nahrungshabitat, eine Rolle in der Betrachtung spielen, würden die Kosten für die Kompensation eines Eingriffes in astronomische Höhen schießen. Ob sich aber ein Umdenken erzielen lässt ist fraglich. Bisher war der Mensch stets kreativ um Grauzonen im Naturschutz zu entdecken und zu nutzen.

Die Eingangs erwähnte Studie findet ihr auf der Seite der Uni Hohenheim.