- Gefährdete Pflanzenwelt: Botaniker lokalisieren 33 »dark spots« mit potenziell Tausenden unentdeckten Arten - 2. Oktober 2024
- EU erlaubt die Jagd auf Wölfe – mit Einschränkungen - 26. September 2024
- Waldumbau im Harz: Jährlich 3,5 Millionen neue Bäume - 24. September 2024
Am letzten Wochenende war es mal wieder soweit. Der Arbeitskreis Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e.V. führte im Süden des Bundeslandes, genauer gesagt im Burgenlandkreis, sein traditionelles Pflegewochenende durch. Ziel der Veranstaltung ist es, gemeinsamt mit vielen engagierten Vereinsmitgliedern und weiteren Orchideenfreunden, die Biotope der reichhaltigen Orchideenbestände der Gegend zu erhalten. Durch den Muschelkalkboden bedingt, wachsen in der Umgebung von Freyburg jede Menge Orchideen, deren Lebensräume durch wegfallende Nutzung und der damit eingergehenden Vergrasung und Verbuschung mehr und mehr bedroht werden.
Fällt eine Fläche rstmal brach, so setzt sich ein schwer zu durchbrechender Teufelskreis in Gang. Das organische Material verbleibt auf der Fläche, begünstigt die Situation für Gräser, welche nach und nach die Oberhand gewinnen. Die Grashalme sterben im Herbst/Winter ab und bilden über kurz oder lang eine für Kräuter undurchdringbare Filzmatte. Einzigst aufkommende Gehölze sind stark genug, diese Sperrschicht zu durchdringen. Lässt man hier der Sukzession freien Lauf, so etablieren sich zunächst einzelne Gehölze. Diese werden unweigerlich zu Sträuchern und anschließend zu Bäumen. Mit dieser Entwicklung nimmt die Natur ihren Lauf, allerdings gehen dadurch die überaus artenreichen (vom Menschen geschaffenen) verloren und wandeln sich in monotonen Einheitsbrei.
An dieser Stelle kommt nun der AHO Sachsen-Anhalt ins Spiel. Engagierte Orchideenfreunde mähen in ihrer Freizeit die Top-Flächen des Landes und erhalten durch diese mühselige Arbeit u.a. die letzten Refugien für “gefährdete” und “stark gefährdete” Pflanzen. Neben dem Orchideenschutz liegt dem Verein auch der generelle Schutz der Biodiversität am Herzen. So werden die Flächen nicht komplett gemäht. Blühstreifen werden stehengelassen und sichern so a) einen Austausch für die Fauna und b) Nahrungs- und Lebensraum für bspw. Insekten. Das Mähen der Flächen soll u.a. die Gehölze entfernen sowie die Anreicherung mit Nährstoffen (aus organischem Material) verringern. Daher ist es umso wichtiger, dass das Schnittgut auch von der Fläche gebracht wird. Dazu wird in einem zweiten und dritten Arbeitsgang die Fläche ausgeharkt und anschließend das Mahdgut abtransportiert.
Im Optimalfall würden solche Flächen durch Beweidung mit Schafen und Ziegen gepfegt werden. Dadurch würde, neben den o.g. Effekten noch ein weiterer Umstand eintreten, welcher in meinen Augen von ungeheurer Wichtigkeit ist. Der Diasporentransport. Durch die ziehenden Tierherden werden entfernt liegende Flächen praktisch miteinander verbunden, Pflanzensamen wandern, breiten sich aus und stärken dadurch die einzelnen Populationen. Nach Beendigung des Arbeitseinsatzes wird der Tag bei gemütlichem Zusammensein und schönen Gesprächen in geselliger Runde beschlossen. Unter all meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten für den Naturschutz sind diese Pflegeeinsätze mit dem AHO Sachsen-Anhalt stets die schönsten Erlebnisse.
Schreibe einen Kommentar