Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier – 

Mittlerweile ist es aber deutlich mehr als eine Schwalbe, die in den abendlichen Runden über den Nistplätzen die letzten Fütterungshappen des Tages einsammelt.

Anfang März kehren sie zurück und gelten damit vielen Menschen als die ersten, eindeutigen Frühlingsboten. (Dass das Ganze ein bisschen durcheinanderpurzelt und wie die Bauernregeln vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht mehr so gut funktionieren mag, steht auf einem anderen Blatt.)

Flugakrobaten und Langstreckenzieher

Etwa 5.000 Flugkilometern haben sie zurückgelegt, bis sie wieder durch die Häuserzeilen und über die Höfe düsen, als wäre nichts gewesen. Sie sind uns Wetterboten, verheißen Glück, schützen Haus und Hof vor Feuer und das Vieh in den Ställen vor Krankheiten. Rundum ein Sympathieträger ziert ihre typische Silhouette so manches Motorrad oder als Tätowierung auch die Haut.

„Siehst Du die Schwalben niedrig fliegen, wirst Du Regenwetter kriegen.“

Dieses Zitat bedeutet nichts weniger, als dass die Schwalben ihrer Nahrung folgen: Bei ruhigem Wetter halten sich Insekten im gesamten Luftraum verstreut auf, ziehen sich aber, wenn eine Regenfront droht, in die bodennahen Gefilde zurück, wo sie für die Flugkünstler ein leicht zugängliches Nahrungsangebot darstellen.

In Deutschland gibt es drei Schwalben-Arten: die Mehlschwalbe mit ihrem leuchtend weißen Bauch, die Rauchschwalbe mit einer braunroten Färbung von Kehle und Stirn und dem langen gegabelten Stoß, und die Uferschwalbe (denkt nun jemensch an die Seeschwalben – die gehören zu den Regenpfeifern und sind nah verwandt mit den Möwen).

Rauchschwalben haben eine braunrote Kehle und einen tief gegabelten Stoß. (c) Chrischan1077 wikicommons

Ursprünglich brüteten Schwalben an steilen Felsen und Klippen. In der menschlich überprägten Landschaft nehmen sie als Kulturfolger auch Gebäude und Ställe an und bauen ihre Nester aus Lehm kurz unter den Dachvorsprung an rau verputzte Hauswände oder unter kleine Vorsprünge. Mehl- und Rauchschwalbe fühlen sich in der Nachbarschaft zu Menschen grundsätzlich wohl und wenn ihnen ein Haus zusagt, dann finden sich dort auch oft mehrere Paare zu Nistkolonien ein.

Schwalben und ihre Nester sind gesetzlich geschützt

Schwalben sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützte Tiere, ihre Bestände nehmen aber nach wie vor weiter ab. Gründe dafür sind neben dem Rückgang von Insekten auch die Verbauung der Landschaft. Schwalben benötigen zum Bau ihrer Nester Lehmpfützen, oft sind Wege aber betoniert oder asphaltiert und Flussufer befestigt.

Zu Schutz der Tiere ist es verboten ihnen nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Dieser Schutz umfasst ganzjährig auch die Nester der Tiere. Sie sind standorttreu und benutzen und renovieren diese Nester jedes Jahr. Die Nester dürfen also nicht entnommen, beschädigt oder zerstört werden, auch nicht während der winterlichen Abwesenheit von Zugvögeln.

Schwalbennest mit Kotbrett: Brett mit etwa 95°-Winkel, Abstand zum Nest etwa 40 cm um den Anflug nicht zu behindern (c) Stefanie Weigelmeier

Verstöße gegen diese Schutzvorschriften stellen eine Ordnungswidrigkeit oder auch eine Straftat dar. Werden Nester rechtswidrig zerstört, beschädigt oder verändert, so hat die Naturschutzbehörde die Wiederherstellung des bisherigen Zustandes oder eine fachgerechte Ersatzmaßnahme anzuordnen.

Für Hausbesitzer kann es nun aber ärgerlich sein, möglicherweise unangenehmen Vogelkot auf den Fensterbänken oder der Hausfassade zu haben. Hier hat es sich bewährt, waagerechte Bretter unterhalb der Nester anzubringen, die den Kot aufnehmen können. Der Abstand sollte in etwa 40 cm betragen um die Tiere im An- und Abflug nicht zu behindern.

Schwalben brauchen Baumaterial – Lehmpfützen anlegen!

Eine weitere sinnvolle Unterstützungsmaßnahme für Schwalben ist das Anlegen von ‎Lehmpfützen. Mittlerweile dürften überall die Schwalben zurück sein und entweder schon brüten oder noch mit Nest

bau bzw. Restaurierungsarbeiten beschäftigt sein. Hier können wir die Schwalben unterstützen, indem wir Lehmpfützen anlegen und diese regelmäßig feucht halten, damit die Tiere den Baustoff entnehmen können. Das Baumaterial ist für alle natürlich nistenden Schwalben (neben der Futterversorgung durch Insekten) ein kritischer Punkt! Viele Feldwege sind verbaut, gepflastert oder geschottert, Ufer von Bachläufen befestigt. Die Schwalben können also nirgends an Baumaterial gelangen, die Baumärkte sind für sie permanent geschlossen worden.

Mehlschwalbennester in unterschiedlichen Ausbaustadien (c) Stefanie Weigelmeier

 

Abhilfe tut Not! Legt Lehmpfützen an und haltet diese regelmäßig feucht.

Hier können die Tiere Lehmkügelchen formen und zum Ausbau der Nester ‎nutzen. Wichtig ist dabei, die Pfützen in längeren Trockenperioden während der Brutzeit ‎‎(April-August) feucht zu halten.

Nicht nur für die Schwalben günstig ist eine blütenreiche und insektenfreundliche Bepflanzung von Garten und Balkon, sowie eine naturnahe Gestaltung der Landschaft.