Thomas Engst

In der Botanik sucht man meistens gezielt Orte auf, an denen bspw. seltene Pflanzen zu finden sind. Je seltener, desto besser lautet oftmals die Devise. So sehr ich diese Einstellung nachvollziehen kann, so schädlich ist sie auch für die Flora. Viel zu häufig verliert man die alltäglichen Arten aus dem Blick und übersieht deren Entwicklungen. Biotope, die auf den ersten Blick nicht viel hermachen, stecken auf dem zweiten Blick voller botanischer Schätze. Mauerritzen und -fugen sind solche Biotope. An diesen Stellen lassen sich u.a. Mauerraute (Asplenium ruta-muraria), Hirschzunge (Asplenium scolopendrium) oder auch den Braunstieligen Streifenfarn (Asplenium trichomanes). Die letzten beiden sind echte Raritäten.

Asplenium trichomanes

Alle drei Arten schätzen alte Bausubstanz mit feuchtem Mauerwerk als Lebensraum und finden sich oftmals an alten und unsanierten Kirchen, Brunnenschächten oder Schlössern. Das ist auch das Schwierige an der Sache. Mit der voranschreitenden Sanierung der genannten Bauwerke, dem Verputzen der Mauern und dem Sandstrahlen der Außenwände verschwinden die Mauerritzen und mit ihnen die genannten Arten.

Ich habe es mir, zusammen mit einem Gleichgesinnten, zur Aufgabe gemacht, die Kirchen in Sachsen-Anhalt auf diese Arten hin zu kartieren. Denn heute noch häufige Pflanzenarten landen viel zu schnell auf der Roten Liste.