Thomas Engst

Kaum werden wie Tage wärmer, da geht es mit den Pflanzenarten Schlag auf Schlag. Ähnlich wie im vergangenen Jahr, komme ich schon jetzt kaum hinterher, alle Arten hier im Blog vorzustellen. Aber versuchen kann ich es ja. Heute mal eine eher “gewöhnliche” und “unscheinbare” Art, die ihr sicherlich schon alle mal gesehen habt. Die Rede ist, passend zur Jahreszeit, vom Frühlings-Greiskraut (Senecio vernalisi).

Senecio vernalis erreicht eine Wuchshöhe von 50 cm. Auf nährstoffreichen Böden kann es selten sogar bis 80 cm groß werden. Es blüht von Mai bis Oktober. Die Laubblätter sind beiderseits dicht spinnwebig-wollig, verlieren diese Behaarung jedoch oft während des Alterns. Die Blattspreite ist fiederspaltig, die Einzelabschnitte sind eiförmig und grob gezähnt.

Senecio vernalis fällt durch seine anfangs stark wolligen Laubblätter auf.

Die 6 bis 12 äußeren Blütenhüllblätter besitzen eine kahle Spitze und sind fast bis zur Spitze schwarz gefärbt. Im Blütenköpfchen gibt es insgesamt 21 Hüllblätter, also auch meist 9 bis 15 innere Hüllblätter. Die Blütenköpfchen haben einen Durchmesser von etwa 2,5 cm und sind glockenartig geneigt. Meist gibt es 13 Zungenblüten. Die Einzelblüten sind hellgelb bis goldgelb gefärbt.

Der Blütenstand von S. vernalis ist glockenartig geneigt und weißt am Ende eine schwarze Färbung auf.

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Frühlings-Greiskrauts umfasst die Balkanhalbinsel mit Bulgarien und Rumänien, die Ukraine, Moldawien, Weißrussland, Ungarn, die Kaukasusregion, Turkmenistan, die Türkei, Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, Irak, Iran und Zypern. In den übrigen Gebieten Europas ist die Art ein Neophyt. Das Frühlings-Greiskraut ist in Deutschland zerstreut bis selten.In meiner Region steht es aber durchaus häufig und kann daher durchaus meine Wahrnehmung in Sachen Häufigkeit verzerren.

Frühlings-Greiskraut (Senecio vernalis) mit der anfänglich stark behaarten Sprossachse.

In Deutschland zählt diese Art als Neophyt. Es hat sich wohl zunächst entlang von Bahngleisen verbreitet. Deshalb gibt es noch heute einige Vorkommen entlang von Bahnschienen und an Bahnhöfen. In Deutschland erfolgte die Einwanderung von Osten nach Westen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Nach zunächst manchmal massenhaftem Auftreten etwa auf Äckern ist die Art in den Jahrzehnten danach manchmal auch wieder seltener geworden.

Die Einzelblüten sind hellgelb bis goldgelb gefärbt. Der Pappus ist bleibend, und die Früchte sind behaart.

Das Frühlings-Greiskraut wächst bevorzugt an halbtrockenen Ruderalstellen, auf relativ nährstoffreichen Rasen, auf Brachen und lehmigen Äckern. Es gedeiht auf sommerwarmen, mäßig trockenen, nährstoffreichen, meist kalkarmen, wenig humosen lockeren Lehm- oder Sandböden. Auch bei dieser Art ist Vorsicht angebracht und Weidetierhalter werden wissen was ich meine. Das Frühlings-Greiskraut ist nicht nur für Kühe und Pferde giftig. Es enthält Pyrrolizidinalkaloide, die die Leber schädigen und Krebs auslösen können. Vergiftungserscheinungen treten jedoch häufig erst nach Wochen auf und können sogar durch Kuhmilch erfolgen.