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Die vergangenen Osterfeiertage verbrachte ich im West-Harz und frönte ausgiebig meiner Wanderlust. Das fast schon sommerliche Wetter lud ja regelrecht zu einem Aufenthalt in der Natur ein. Mit den kommenden Beiträgen möchte ich euch von ausgewählten Routen berichten und euch somit an den zurückliegenden Wanderungen teilhaben zu lassen. Eventuell ist es ja für euch eine Inspiration um auch mal im Harz zu wandern.
Begonnen hat die erste Tour zu Ostern in dem kleinen Örtchen Wieda in der Nähe von Walkenried oder Bad Sachsa mit der Stempelstelle #162 – Kreuztalsklippe. Die Kreuztalsklippe ist eine Felsformation mit Aussichtspunkt, nordöstlich des Luftkurortes Wieda und linksseitig vom Flüsschen Wieda. Vom Aussichtspunkt bietet sich dem Betrachter ein malerisches Bild auf Oberwieda und den Käseberg mit dem Glockenturm , den Knicking und den Zachariaskopf. 1127 wurde Wieda erstmals als Schmelzhütte des Klosters Walkenried genannt aber nicht als Ortschaft. Nach der Niederschlagung des Bauernaufstandes von 1525 zogen aufrührerische Bauern aus dem Thüringischen in den Harz, wo ihnen die Bergfreiheiten persönliche Sicherheit garantierten.
Für das Jahr 1562 ist erstmals eine Eisenschmelzhütte in Wieda bezeugt, deren Bedeutung eng mit der Gewinnung des Eisenerzes aus dem Kirchberggang im Kastental zusammenhängt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde der seinerzeit höchste Hochofen im Braunschweig-Blankenburgischen Harz mit einer Höhe von 6,84 m errichtet. 1778 wurde die heutige Kirche eingeweiht und gleichzeitig der freistehende Glockenturm auf dem gegenüberliegenden Käseberg errichtet, damit das Geläut im ganzen Tal gehört werden konnte. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Wiedaer nach Amerika aus, was dazu führte, dass man den zwischenzeitlich erneuerten Hochofen 1863 abbrach. Die Arbeiterschaft half sich selbst und betrieb eine Hütte als Produktiv-Genossenschaft, welche Bekanntheit durch die hier gebauten Wieda-Öfen erlangte, aber 1972 aufgelöst wurde.
Nicht weit von der Kreuztalsklippe entfernt, befindet sich die Stempelstelle #163 – Bremer Klippe. Der Weg führte leicht bergauf auf durch einen frühlingshaften Buchenwald, welche durch das rötlich spiegelnde Licht eine wundervolle Wanderkulisse schuf. Von der Bremer Klippe hat man einen schönen Blick auf den langgezogenen Kurort Wieda und den Ravensberg bei Bad Sachsa. Südwestlich des Jagdkopfes entspringt der Wieda-Zufluss Breitenbach. Am Fluß Wieda vorbeiführenden Bohlweg befand sich die Trasse der Schmalspur-bahn und führte in südliche Richtung nach Walkenried und Ellrich und in nördliche Richtung nach Braunlage.
An dieser Stelle trat eine Planänderung in Sachen Wanderroute in kraft und so wurde spontan die Stempelstelle #58 – Perdchen auf die Agenda gesetzt. Dieser spontane Abstecher befand sich nicht weit abseits der geplanten Route und versprach eine schöne Sicht auf die kleine Siedlung Zorge. Nicht von ungefähr wurde diese Stempelstelle im Jahr 2013 zur schönsten Stempelstelle des Harzes gekürt. Vollkommen zu Recht, wie ich finde. Besonders auffallend war der rötliche Boden entlang des Wanderweges. Selbst das Gestein hatte eine deutlich erkennbare rote Färbung. So etwas hatte ich bisher nicht gesehen. Weder Porphyr noch Rotsandstein kamen infrage. Bei dem ominösen Gestein handelte es ich um Zorgit (Roteisenstein), welches seinen Namen von der nahen Ortschaft Zorge (Harz) ableitet und im gesamten Gebiet über Jahrhunderte abgebaut wurde. Noch heute zeugen alte Pingen von dieser Zeit.
Durch den eben erwähnten Abstecher ergab sich eine schöne kleine Runde und somit war ich bald wieder auf Kurs zu den ursprünglich geplanten Stempelstellen. Unterwegs knippste ich viele Pflanzen am Wegesrand, welche ich an dieser Stelle nach und nach vorstellen werde. Vierte Stempelstelle des Tages war die Nummer 160 – Helenenruh. Auf dem Hüttenweg wurde früher mit Pferdegespannen, der in den Wiedaer und Zorger Bergbaurevieren geförderte Roteisenstein zu den Hochöfen ins Tal gebracht. In 1895 erlosch der letzte Hochofen der „Zorger Hütte“, da sich im fortgeschrittenen 19. Jahrhundert die Verhüttung mit Holzkohle als nicht mehr konkurrenzfähig erwies.
Am Ende der Tour hatte ich schon einen sehr guten Eindruck vom westlichen Teil des Harzes und im direkten Vergleich zu “meiner” Ecke von Deutschlands nördlichstem Mittelgebirge drängte sich geradezu auf. Der Westharz ist auf eigentümliche Art und Weise karger und schroffer. Hier gilt es deutlich mehr Kilometer für die Wanderstempel zu wandern. Obendrein sind viele Schluchten und Täler zu meistern. Unterm Strich wollen die Stempel dieser Region mehr “verdient” werden, entschädigen dafür aber mit einer herrlichen Landschaft und einer wundervollen Kulisse.
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