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von Stefanie Weigelmeier. –
Na, was für ein Titel… !?
Die ANL – die Bayerische Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege – hat eine neue Praxisbroschüre veröffentlicht.
Das Ergebnis nach zwei Jahren des Aus- und Bebrütens kann sich sehen lassen und sucht vergeblich seines Gleichen.
Bäume und Wälder sind auffallend “jugendlich”. Nur etwa 8% der Wälder in Mitteleuropa sind älter als 130 Jahre. Es gibt keine Urwälder (also Wälder, die “seit jeher” ohne menschliche Beeinflussung sind und waren), nur wenige Wälder weisen zumindest noch kleine Abschnitte auf, in welchen das vorstellbar ist (z.B. im Nationalpark Kellerwald-Edersee).
Damit einher geht ein Artenschwund an xylobionten Tier- und Pilzarten, die auf Holz in all seiner Vielfalt angewiesen sind.
Manchmal findet man einzelne Bäume, alt, knorrig, groß, hohl, mit Ausbruchstellen, Pilzfruchtkörpern, Saftstellen, Einmorschungen, Spechtlöchern, … diese kann man schnell als Archebäume identifizieren.
Nur anders als die biblische Arche landet dieser Baum nirgends an, um seine wertvolle Fracht weiterzugeben. Mit dem Baum stirbt dort dann auch irgendwann alles Leben, all die möglicherweise seltenen, geschützten oder einfach nur wertfrei vorhandenen Arten, die nicht mobil sind, um mit viel Glück geeignete Lebensräume in weiterer Entfernung zu finden.
Daher gibt es die Bestrebung, “nachzuhelfen”, Trittsteine in Raum und Zeit zu schaffen.
In meiner Masterarbeit habe ich dazu 2009 ein Projekt begonnen, das zeigen wird, wie und ob durch künstliche Induktion Baumhöhlen entstehen können. Ich persönlich freue mich, dass ich bei diesem gelungenen Werk mitarbeiten konnte und meine Erfahrungen, die ich seit 2009 mit der künstlichen Schaffung von Baumhöhlen machen konnte miteinfließen. Hier zum pdf: ANL – Themenseite Künstliche Baumhöhlen.
Naturschutz mit der Kettensäge – nicht nur im Wald!
Die vorgestellten Techniken lassen sich natürlich nicht nur im Wald anwenden, sondern, mit entsprechendem Konzept, auch an anderen Bäumen.
Hintergrund für den Bezug zum Wald ist der, dass es in Bayern ein Vertragsnaturschutz-Programm für den Wald gibt (VNP-Wald). Darüber erfolgt eine Einzelbaum-weise finanzielle Förderung für mehr Naturschutz im Wald.
Pressemitteilung der ANL (von Dr. Wolfram Adelmann)
“Aktiv sein im Waldnaturschutz! Die neue Broschüre „Naturschutz mit der Kettensäge“ der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftsplanung gibt praktische Tipps, wie wichtige Strukturen und Lebensräume im Wirtschaftswald aktiv angelegt werden können.
Unsere Wälder sind oftmals sehr jung und noch arm an wichtigen Strukturen, wie Alt- und Biotopbäume oder Totholz. Genau hier lebt aber unsere größte Artenvielfalt im Wald.
Die Broschüre „Naturschutz mit der Kettensäge“ beginnt deshalb damit, zunächst Strukturen zu erkennen, die in der Natur von sich aus entstehen und die sich im Laufe der Zeit zu wertvollen Lebensräumen entwickeln können. Dadurch bekommt man ein Gefühl, wo man die Natur am besten selber agieren lässt. Wie entsteht eine Mulmhöhle, wo sich seltene Arten ansiedeln können oder wie erkennt man einen Struktur, die einmal sich zu einem Biotopbaum entwickeln wird? Es geht darum, aktiv solche Entwicklungen zu fördern oder sogar gezielt mit der Motorsäge anzuregen. Mit wenigen Bäumen auf einen Hektar können so erstaunliche Erfolge für den Naturschutz erreicht werden.
Die Broschüre gibt neben Hintergrundinformationen vor allem praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Wo setze ich die Motorsäge an, um eine Schlitzhöhle oder eine Baumhöhle zu schaffen? Wie und wo kann ich einen Hochstumpf stehen lassen? Neben den Kosten, werden Arbeitssicherheit und Verkehrssicherheit beschrieben.
Das Autorteam ist eine Mischung aus Wissenschaftlern, Waldbesitzern und Waldbewirtschaftern, die alle ein Ziel vor Augen haben: Unsere Wälder für seltene Arten attraktiver zu machen und gleichzeitig den Wirtschaftswald zu halten. „Die Natur schafft die Lebensräume am besten alleine, aber vielleicht nicht immer dort, wo es dem Menschen passt“, so Dr. Wolfram Adelmann, der ANL und Leiter des Autorenteams, „wir helfen hier ein wenig nach, um Bewirtschaftung und Naturschutz auf einer Fläche in der Praxis zu ermöglichen“.”
Die Broschüre steht hier zum Download bereit: link
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