Thomas Engst

Naturschutz schafft keine materiellen Werte und das ist sein Problem

Oftmals krankt der moderne Naturschutz an einem gravierenden und simplen Problem. Ihm fehlt die gebührende Wertschätzung. Während andere Branchen wie Land- oder Forstwirtschaft am Monatsende mit klaren und objektiven Zahlen aufwarten können, geht das bei uns im Naturschutz nicht. Für das Auge des Betrachters stellt der Naturschutz keine greifbaren Waren her, produziert er keine materiellen Werte wie wir sie aus anderen Branchen kennen und die investierten Geldsummen zahlen sich häufig erst Jahre später wieder aus. Wenn überhaupt, denn die Natur lässt sich nicht planen und in bunte Businesspläne packen. Alles ist dynamisch, alles kann funktionieren, muss aber nicht. Dabei wird vor lauter Kalkulation etwas Wichtiges vergessen. Der Naturschutz “produziert” durchaus etwas. Landschaft, Erholung, Gesundheit und eine funktionierende Welt sind dem modernen Naturschutz zuzuschreiben. Aber gewürdigt wird dies von kaum jemand.

Ökosystemdiensleistungen als Wertgrundlage für Biodiversität

Seit geraumer Zeit geistert das Wort “Ökosystemdienstleistung” durch die grüne Szene und verbreitet Freude und Schrecken zu gleichen Teilen. Würde die Leistung einer einzelnen Biene ernsthaft nach ihrem materiellen Wert für die Gesellschaft und für Ökosysteme bewertet werden, so käme manchen da draußen das Staunen. Gerade Branchen die einen solchen Dienst als Lappalie abhaken würden sich wundern.

Demzufolge würde die läppische Eingriffsregelung im deutschen Naturschutz gehörig umgeschrieben werden müssen und Eingriffe wären eben nicht mehr mit einer lustlosen Pflanzung von (oftmals standortfremden) Gehölzen kompensiert. Und genau da liegt der Punkt. Nicht wenige Lobbyisten verneinen eine ernsthafte Betrachtung der Ökosystemdienstleistungen. Würden diese doch das beschauliche Leben der Stadtplaner, Bauherren und Co. gehörig verändern.

Auf der Homepage der WirtschaftsWoche fiel mir heute ein interessantes Interview zu dem Thema ins Auge. Für bereits fachkundige Leser bieten die wenigen Zeilen nichts Neues, wer aber einen Einstieg bzw. einen Überblick zur Thematik sucht, der kann sich die Fragen gerne durchlesen. Einziges Manko: das Interview mit Volkswirt Bernd Hansjürgens hat einen klaren Bezug zur Wirtschaft und geht nicht mit einer gewissen Selbstlosigkeit an das Thema heran. Alles in allem ist es aber dennoch lesenswert und an dieser Stelle verlinkt.