Thomas Engst

Die Verschmutzung unserer Erde mit Plastikmüll ist kein unbekanntes Problem. Besonders die Meere leiden unter den zunehmenden Mengen an Abfall aus Kunststoff. Das dies unbestritten ein nicht haltbarer und absolut schändlicher Zustand ist, sollte jedem klar sein.

Was aber macht die Natur dagegen? Sie passt sich an. Eine solche Anpassung hat ein internationales Forscherteam um Xikun Song von der Universität Xiamen in China, ehemaliger Gastwissenschaftler an der Zoologischen Staatssammlung München, nun entdeckt.

Das Team hat den Plastikmüll in einem Tiefseegraben im Südchinesischen Meer untersucht und konnte eine erstaunliche Entdeckung machen. In einer Tiefe von 1’700-3’200 Metern lagern dort rund 52’000 Plastikteile pro Quadratkilometer. Eine beachtliche Menge.

Im Fokus der Untersuchungen standen in diesem konkreten Fall nicht die Müllberge, sondern die Fauna, welche sich zwischen den Abfällen tummelten. Im Rahmen diverser Erfassungen konnten rund 1.200 Organismen nachgewiesen werden. Diese Kleinst- und Kleinlebewesen haben auf und in dem Plastikmüll ihr Heim gefunden und sich inmitten des Mülls einen neuen Lebensraum geschaffen.

Darunter waren etliche festsitzend lebende Tiere wie Pilze, Korallen oder Seepocken, aber auch freilebende parasitische Flachwürmer und Schnecken. Häufigste Bewohner waren die festsitzenden Polypen von Schirmquallen (Scyphozoa) sowie zumeist noch nicht ausgewachsene Armfüsser (Brachiopoden), das sind Schalentiere, die äusserlich den Muscheln ähneln.

Ich für meinen Teil bin erstaunt und erschrocken zu gleich. Einerseits bestürzt mich die schiere Menge an Müll, die auf einer so vergleichsweise kleinen Fläche liegt, andererseits finde ich die Anpassungsfähigkeit der Natur wieder einmal äußerst bewundernswert.