Stefanie Weigelmeier

von Stefanie Weigelmeier. –

Wie bei vielen Dingen, so läuft es auf den ersten Blick auch hier: entweder ist man für die Steinwüste oder dagegen.
Aber da Leben nicht (nur) schwarz und weiß ist, möchte ich mich hier den Zwischentönen widmen.

Zuvor ein wenig Aufklärung:

Die versteinerten Gärten des Grauens

Gartengestaltung hat viel mit Zeitgeist zu tun. Die Gärten des Barocks mit ihren Buchsbaum-Einfassungen zeigten, wie die Natur beherrscht werden kann. Abgewechselt wurde dies durch das Pendant, den englischen Landschaftsgarten, der eine bewusst wild gestaltete Übergangszone zwischen (Nutz-)Garten und freier „wilder“ Landschaft markiert. In der Jetztzeit scheint der „Baumarktgarten mit Gabionen“ en vogue zu sein.

Einige Beweggründe möchte ich im Folgenden auflisten und Alternativen aufzeigen:

Gabionen vs. Trockensteinmauer

Gabionen eignen sich gut für die Hangbefestigung von Verkehrswegen oder Wasserstraßen. Im privaten, wie auch im öffentlichen Raum können diese Funktion auch naturverträgliche Trockensteinmauern erfüllen, die gleichermaßen für Eidechse & Co geeignet sind.

Pflegeleicht?!

Acht von zehn Gärtnern glauben, dass Schottergärten pflegleichter seien und „beraten“ dem entsprechend. Kein Unkrautzupfen? Das stimmt aber nur für die ersten Jahre. Sobald die ersten Pioniergehölze anfliegen und die absperrende Folie durchbrochen wird, ist‘s dahin mit der sterilen Gleichförmigkeit in der sich die Zigarettenkippen fangen.

Schottergärten wirken sich nachteilig auf das Mikroklima aus. Die Teerstraße hält die Hitze eines Sommertages noch lange vor. Genauso ist dies bei Schottergärten, egal ob schwarz oder weiß. Die Hitze wird in der Nacht nur langsam abgegeben, so bleibt die Temperatur Tag wie Nachts auf einem sehr hohen Stand.

Nebenbei bemerkt kann in einem Schottergarten dank der Vliesabdeckung kein Regenwasser mehr versickern (Stichwort Retentionsflächen). Die Kanalisation wird bei Starkregenereignissen überlastet und für die Hausbesitzer fallen entsprechend Gebühren an.

 

Schottergarten ist nicht gleich Schottergarten!

Eine wunderbare, pflegeleichte UND insektenfreundliche Alternative ist der klassische Steingarten.
Hier beantwortet sich die Frage, wie eine Fläche ökologisch wertvoll, aber trotzdem pflegeleicht gestaltet werden kann.

Auf einem Steingarten kann lückig eine blütenreiche, magere Blumenwiese gedeihen, die einmal im Jahr gemäht wird und bis spät in den Oktober oder November hinein Blühaspekte zeigt.
Die Auflage für diesen Blumenreichtum sind etwa 10cm mageres Siebmaterial, feinkörnig, bestehend aus Sandpartikel, kleiner als 1mm, die Wasser speichern.

So kann eine blütenreiche, insektenfreundliche und aparte Vorgartengestaltung mit wenig Pflege-Aufwand realisiert werden. Storchschnabel, Frauenmantel und Lärchensporn setzen klare Farbakzente.

 

Eine Lösung? – der artenreiche magere Steingarten!

Die Fläche der Gärten in Deutschland ist größer als all unsere Nationalparke zusammen. Da erfordert es also ein Umdenken, wenn „Naturschutz“ und „Erhalt der Biodiversität“ nicht nur auf die Käseglocke der Schutzgebiete beschränkt werden soll.

Neben blüten- und fruchttragenden krautigen Pflanzen und Gehölzen könnte auch darauf geachtet werden, dass Zäune z.B. Igel-durchlässig sind! Klingt komisch? Na, dann stellt Euch Eure Nachbarschaft doch mal aus Sicht von Meister Swinegel oder Sonic vor. Wie weit kämt ihr? Wo sind Hindernisse? Und wo gibt es Nahrung und Versteck?

Damit es in Zukunft wieder summt, piepst und zirpt wo es sonst nur knirscht und staubt!

Appelle an Bauherren, – freiwillig – auf Schotterflächen zu verzichten, bringen wenig. Eine Leitschnur im Sinne eines qualifizierten B-Planes (und die entsprechende Umsetzung) sind hilfreiche Instrumente, wenn gesamtgesellschaftliche Ziele verfolgt werden sollen.

Manche Bundesländer haben sich in ihren jeweiligen Landesnaturschutzgesetzen bereits zu der Thematik geäußert. In Baden-Württemberg stellen „Schotterungen zur Gestaltung von privaten Gärten (…) grundsätzlich keine andere zulässige Verwendung“ im Sinne Landesbauordnung dar. „Gartenflächen sollen ferner wasseraufnahmefähig belassen oder hergestellt werden.“
Für Hessen ist in der Hessischen Bauordnung ebenfalls klar geregelt, dass nicht überbaute Flächen der bebauten Grundstücke wasserdurchlässig zu belassen oder herzustellen sind und zu begrünen sind.
In anderen Bundesländern wird das Thema Schottergarten derzeit geprüft, einzelne Städte haben ihre Bauordnungen bereits angepasst.

Eine solche Regelung will aber mit Umsicht getroffen werden, nicht dass zu guter Letzt, die artenreichen mageren Steingärten von einem Verbot betroffen würden.

 

Wo keine Flora, da kann auch keine Fauna sein.

In diesem Steingarten finden sich auch an einem tristen Oktobertag noch blühende Farbtupfer. Sogar die Mülltonnen-Behausung trägt ein Dach aus Sukkulenten. (c) S. Weigelmeier