Thomas Engst

Das Zählen der blühenden Individuen von Orchis morio (kleines Knabenkraut) gehört zu den jährlich wiederkehrenden Aufgaben im (ehrenamtlichen) Naturschutz in Sachsen-Anhalt. Durchgeführt wird diese Zählaktion von den Damen und Herren des Arbeitskreises Heimischer Orchideen Sachsen-Anhalt. Dieser Verein kümmert sich um die Pflege, das Monitoring und die wissenschaftliche Betreuung aller im Bundesland vorkommenden Orchideen.

Orchis morio, das Kleine Knabenkraut, erreicht Mitte bis Ende Mai die Vollblüte und ist auf offene Standorte angewiesen.

In Sachsen-Anhalt hat diese Orchideenart ihr Hauptvorkommen im Saaletal. Dank dem nassen Frühjahr standen deutlich mehr blühende Individuen auf der Fläche als in den Vorjahren. Aber Vorsicht, bitte nicht Blührate mit Individuenanzahl verwechseln. Ein Meer aus lilafarbenen Blüten heißt noch lange nicht, dass in diesem Jahr besonders viel Individuen wachsen. Wahrscheinlicher ist es, dass in den letzten, trockenen Jahren genauso viel Exemplare vorhanden waren, jedoch ohne Blüte.

Das kleine Knabenkraut im Saaletale in Sachsen-Anhalt.

Abhängig von der jeweiligen Zählfläche kann sich das Prozedere über mehrere Stunden hinziehen. Zeit, in der ich die Ruhe und tlw. Abgeschiedenheit genieße. Pro Person gibt es eine Zählfläche mit ausreichend Abstand zueinander (ist ja wichtig in diesen Tagen) und los geht’s. Habe ich mich in der Vergangenheit noch mit Zettel und Stift ans Werk gemacht, so weiß ich seit diesem Mal die Annehmlichkeiten eines Klickers zu schätzen. Mit diesem Hilfsmittel ausgerüstet, geht das Zählen deutlich schneller und akkurater von statten.

Mittels mechanischem Klicker werden die blühenden Individuen gezählt.

Das kleine Knabenkraut ist, wie bereits erwähnt, auf offene und extensive Standorte angewiesen. In alter Zeit sind diese durch Tritt- und Störstellen von u.a. Weidetieren entstanden. Diese Nutzungsform fehlt im Saaletal nahezu komplett. Die Folge dieser Nutzungsaufgabe sind Vergrasung und Verbuschung. Die anhaltende Sukzession resultiert letztlich in einer artenarmen Kulturlandschaft.

Diese offenen Gesteinskuppen dienen u. a. dem kleinen Knabenkraut als Rückzugsort in einer ansonsten vom Menschen vollkommen geprägten Landschaft.