Thomas Engst

Als die nunmehr sechste Inkarnation des Tolino Vision angekündigt wurde, war ich hellauf begeistert. Bisher nutzte ich als E-Reader Geräte der Marke Kindle aus dem Hause Amazon. Notgedrungen wohlgemerkt. Amazons Lesegerät löste ziemlich schnell meinen Tolino Vision 4 ab. Zu störend empfand ich das träge Display, das Ghosting beim Umblättern der digitalen Seiten und die viel zu sperrige Einbindung von Zusatzdiensten wie bspw. die Onleihe diverser Stadtbibliotheken.

Amazons Kindle umgarnte mich hingegen vom ersten Moment an mit Wohlfühlmomenten. Whispersync und ein nahezu latenzfreies Display, welches keinerlei Ghostingeffekte hatte, rückten den Tolino Paperwhite der 3. Generation immer mehr in mein Blickfeld und zementierten seinen Posten als täglichen Begleiter. War der Reader mal nicht zur Hand, ging der Lesespaß unterwegs mit dem Handy weiter. Nahtlos, geschmeidig und ohne Probleme. Trotz aller Freude hielt sich ein Gedanke hartnäckig in meinem Kopf fest. Amazon. Dieser Koloss von Konzern, dem ich sehr gerne aus dem Weg gehe, es aber viel zu selten schaffe, bestimmt fortan, was ich lese. Nämlich nur Formate aus dem angebundenen Onlineshop (ja, ich weiß. Diesen Umstand kann man ändern). Keine Onleihe, keine Bücher von Drittanbietern.

Daher kam die Ankündigung des Tolino Vision 6 genau im richtigen Moment. Auf dem Papier machte das ca. 7 Zoll Große Gerät einen erstklassigen Eindruck aber was bedeuten diese Werbephrasen schon? Entscheidend ist die Leistung auf dem Platz. Daher möchte ich an dieser Stelle auf das Wiederkauen von Specs verzichten, diese könnt ihr auch an anderer Stelle im Internet durchlesen. Vielmehr möchte ich von meinen Eindrücken der vergangenen Tage berichten.

Der Tolino Vision 6 kommt in einem farbenfrohen Pappkarton daher. Der erste Eindruck ist sehr gut.

Hauptgrund für die Anschaffung eines Tolino Vision 6 war vorrangig das große Display. Gerade im Vergleich zu seinen Vorgängern der 4er Reihe und den Amazon Kindle-Geräten ist das 7 Zoll große Display (300 ppi,1264 × 1680 Pixel, 16 Graustufen) eine Bereicherung. Bis man es einschaltet aber dazu später mehr.

Die Tolino-Geräte überzeugen durch eine liebevolle Aufmachung. Das Gesicht des Tolinos verleiht ihm etwas Persönlichkeit.

Zunächst ein Blick auf den Lieferumfang. Dieser fällt entsprechend der heutigen Zeit rudimentär aus, alles wichtige ist aber dabei. Reader, Anleitung, Garantiehinweis und USB-C-Ladekabel. Richtig gelesen. Das Ladekabel hat nun USB-C dafür aber kein Netzteil. Entweder habt ihr bereits ein passendes Teil im Bestand oder ihr müsst es gesondert beziehen. Ich finde diese Sparmaßnahmen nicht besonders schön.

Der Lieferumfang ist spartanisch, alles nötige befindet sich aber in der Verpackung. Lediglich ein Netzteil wäre schön gewesen.

Nun aber zum Gerät. Auffällig ist die breite Seitenleiste mit den darauf befindlichen Drucktasten. Diese dienen dem Umblättern der digitalen Seiten und sind ordentlich verbaut. Kein Spaltmaß und kein Wackeln der Knöpfe trüben den Lesespaß. Was mich aber störte, ist der etwas zu große Abstand der Knöpfe zueinander. Dies ist aber eine persönliche Empfindung und kann bei euch ganz anders wahrgenommen werden.

Im Vergleich zu anderen Geräten, wie dem Tolino Vision 4 HD (mitte) und dem Amazon Kindle Paperwhite (rechts) wirkt der Tolino Vision 6 (links) deutlich größer. Das liegt neben dem größeren Display auch an der markanten Seitenleiste.

Nun aber genug mit dem Vorgeplänkel. Jetzt geht es um das Gerät an sich. Ist der Tolino Vision 6 eingeschaltet, signalisiert uns eine weiße LED am oberen rechten Rand (bei Linkshandbedienung am unteren linken Rand), dass der Reader seinen Betrieb aufgenommen hat. Kurz darauf startet der anderen Geräten ähnliche Einrichtungsdialog.

W-LAN und Nutzerkonto eingeben und schon geht es ab in die Lesewelt von Tolino. Nun ja, nicht so schnell. Zunächst wartet ein 300 MB großer Day-One-Patch darauf, heruntergeladen zu werden.

Day-one-Patches sind eine unschöne aber mittlerweile übliche Vorgehensweise bei Unterhaltungselektronik.

In meinem Falle fror der Tolino zweimal während des Updatevorgangs ein und musste neu gestartet werden. Nicht schön. Zumal mich das träge Display schon bei der Eingabe meiner Daten zahlreiche Nerven gekostet hatte. Auf dem oberen Bild wird auch das zweite, deutlich unschönere Problem des Tolino Vision 6 deutlich. Ghosting ist nahezu immer ein Problem. Ghosting meint das Durchscheinen von zuvor angezeigten Seiten. Die zuvor geladenen und dargestellten Inhalte sind als Schemen immer noch zu erkennen. Das stört den Lesefluss und nervt.

Die zuletzt angezeigten Bildschirminhalte verweilen noch längere Zeit auf dem Screen. So überlagern sich manche Seiteninhalte und geben ein unschönes Bild ab.

Ebenfalls störend ist das träge Display. Der Touch funktioniert nur unzuverlässig und mit deutlicher Verzögerung. Besonders deutlich wird das im direkten Vergleich mit dem Kindle Paperwhite von Amazon. Schade, dass Tolino diese Probleme noch immer nicht in den Griff bekommen hat.

Der Tolino Vision 6 reagiert ebenfalls träge auf den Druck der Physischen Tasten. Manchmal reagiert das Gerät erst nach mehrmaligem Drücken und stolpert dann durch die Seiten, manch anderes Mal ignoriert es den Druckbefehl gänzlich.

Schade, so hatte ich mir das Lesen mit dem Tolino Vision 6 nicht vorgestellt. Bei einem Gerät, welches mit 169 € UVP zu Buche schlägt, hätte ich mehr Qualität erwartet. Besonders von einem so stark angepriesenem Display. Ich weiß nicht, ob Softwareupdates Ghosting und trägen Touch beheben können, werde es aber auch nicht herausfinden. Denn inzwischen lese ich wieder mit dem Kindle Paperwhite von Amazon.