Thomas Engst

Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, die Still- und Standgewässern der Republik nicht gerade top in Schuss. Klar, Ausnahmen bestätigen die Regel aber in Sachen Gewässerschutz haben wir in Deutschland noch jede Menge Hausaufgaben zu machen und einen langen Weg der Besserung vor uns. Zu viel Nitrat und Quecksilber, hinzukommen Begradigungen, Vertiefungen, Wehre und Stauanlagen – der Zustand deutscher Gewässer ist flächendeckend prekär und verstößt gegen die Wasserrahmenrichtlinie. Zudem gibt es bei der Umsetzung einer nachhaltigen Wasserpolitik gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.

Auch an dieser Stelle spiegelt sich der Föderalismus mit all seinen Nachteilen wieder. Jedes Bundesland köchelt sein eigenes Süppchen und oftmals scheitert eine sinnvolle Maßnahmenumsetzung an den jeweiligen Ländergrenzen. Demnach bilden Rheinland-Pfalz, Bayern oder Schleswig-Holstein zwar die Spitzengruppe beim Wasserschutz. Doch auch sie bleiben weit hinter den gesetzlichen Vorgaben der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zurück. Laut WWF-Vorstand Christoph Heinrich sind sie nur „die Einäugigen unter den Blinden“. Zum Mittelfeld gehören Hessen, Thüringen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Saarland,  und Baden-Württemberg. Die Nachzügler sind Berlin, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Eine Bewertung für Hamburg und Bremen war laut WWF nicht möglich. Beide Ländern  haben ihre Fließgewässer alle als „erheblich beeinträchtigt“ eingestuft, so dass keine natürlichen Fließgewässer mehr in Bremen  und Hamburg vorkommen.

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Der WWF hat nun in einer aktuellen Publikation das Thema Gewässerschutz beleuchtet und liefert alarmierende Zahlen. Für über ein Drittel der deutschen Grundwasservorkommen wird ein „schlechter chemischer Zustand“ konstatiert. Grund hierfür sind die gravierenden Nitrateinträge durch den Agrarsektor. Diese bleiben eines der größten, ungelösten Probleme der deutschen Wasserproblematik. Die Quecksilberbelastung, vor allem eine Folge der massiven Kohlestromerzeugung in Deutschland, liegt beinahe flächendenkend über den  in der Wasserrahmenrichtlinie festgeschrieben Grenzwerten. Derartige Überschreitungen führen zu einer Gefährdung  der Gewässerorganismen und der menschlichen Gesundheit. Jahrzehntelang wurden selbst kleinste Fließgewässer unter Ingenieursgesichtspunkten begradigt und damit ihrer „ökologischen Seele“ beraubt. Praktisch alle Flüsse sind als Wasserstraßen ausgebaut. Mithin können nur noch 8 Prozent der deutschen Bäche und Flüsse  als ökologisch intakt bezeichnet werden. Hier sollte sich und muss sich unbedingt etwas ändern.