Thomas Engst

Im Harz schreitet der Waldumbau nach den strapaziösen Jahren durch Trockenheit, Stürme und den Borkenkäferbefall weiter voran. Jährlich werden 3,5 Millionen Bäume gepflanzt, darunter überwiegend Laubbäume und robustere Nadelbäume. Zusätzlich schützen Birken und Weiden den Boden. Mithilfe von Simulationsmodellen wird versucht, den Wald der Zukunft besser zu verstehen. Der Forstbetrieb zeigt sich zuversichtlich, dass in etwa fünf Jahren die Hälfte der durch Naturkatastrophen zerstörten Flächen wieder aufgeforstet sein wird.

Wer heute die Straßen im Harz entlangfährt, bemerkt zwei Dinge: Neue, zuvor unbekannte Sichtachsen haben sich in den letzten vier bis fünf Jahren aufgetan, und die Zahl der Holzlaster, die Totholz und verwertbares Material abtransportierten, ist deutlich zurückgegangen. Doch wie steht es um den Waldumbau nach den Dürreperioden, Stürmen und Borkenkäfern?

Im Winter fiel wenig Regen
Eberhard Reckleben, Leiter des Forstbetriebs Oberharz, zieht eine kümmerliche Douglasie aus dem Boden – ein kleiner, brauner Stängel, der es nicht einmal auf einen halben Meter geschafft hat. Vor drei Jahren wurden hier in der Nähe von Trautenstein Douglasien mit einer Pflanzmaschine in den Boden gesetzt, versehen mit einem Nährstoffballen um die Wurzel. Doch dieser Vorsprung half an dieser Stelle nichts, erklärt Reckleben. Die Douglasie ist offensichtlich nicht erfroren, sondern schlicht vertrocknet. “Im Winter hat es kaum geregnet, und irgendwann war der Nährstoffballen aufgebraucht, sodass der empfindliche Setzling vertrocknete.” Von den 1.000 gepflanzten Douglasien überlebte nur ein Bruchteil.

Auf anderen Flächen zeigt sich ein anderes Bild, auch wenn man genau hinschauen muss, um die kleinen, jungen Bäume zu entdecken, die sich zaghaft aus dem Gras erheben. “Viele junge Bäume ragen an verschiedenen Stellen aus dem Gras hervor”, beschreibt Reckleben.

Jährlich pflanzt der Forstbetrieb Oberharz 3,5 Millionen Bäumchen, darunter Laubgehölze wie Erlen und Ahorne sowie Nadelbäume wie Douglasien und Lärchen, die, obwohl nicht heimisch, mit dem Oberharzer Klima gut zurechtkommen sollten. Reckleben spricht von einer Aufforstungsquote von etwa 80 Prozent, mit der er “sehr zufrieden” ist.

Zudem setzt der Forstdirektor auf natürliche Prozesse. Arten wie Birken, Ebereschen und Weiden kehren von allein zurück, obwohl diese in Wirtschaftswäldern wenig Nutzen bringen. “Sie wachsen kaum und binden wenig CO₂”, sagt er, “aber sie schützen den Boden und ermöglichen es uns, später unter ihrem Schutz Buchen oder Tannen zu pflanzen.”

Besonderes Augenmerk müsse man auf die Fichte legen, erklärt Reckleben. “Solange sie sich nicht zu stark ausbreitet, ist das kein Problem.” Monokulturen seien generell zu vermeiden, das habe man aus der Fichtenkatastrophe gelernt. Mischkulturen hingegen verringern das Risiko von Totalausfällen erheblich.

Trotz der Herausforderungen gibt es auch viele Experimente. Das Julius-Kühn-Institut in Quedlinburg nutzt Simulationsmodelle, um den Wald der Zukunft besser zu verstehen, einschließlich der Waldstruktur und des Innenklimas. Diese Modelle könnten wertvolle Erkenntnisse darüber liefern, welche Vorteile sich daraus für die künftigen Wälder ableiten lassen, sagt der Forstwissenschaftler Henrik Hartmann.

Die Ungewissheit über die klimatische Entwicklung bereitet Hartmann Sorgen, besonders mit Blick auf das Ende des Jahrhunderts. Dennoch freut er sich über erste Erfolge des Waldumbaus im Harz. “Die Lärchen hier sind schon größer als wir”, scherzt er. Das zeige, dass die Natur ihren Lebensraum zurückerobert.

Auch der Forstbetrieb Oberharz ist optimistisch: “In etwa fünf Jahren wird die Hälfte der zerstörten Flächen wieder bepflanzt sein”, sagt Eberhard Reckleben. Nach einem relativ feuchten Sommer sieht er gute Chancen, dass der Waldumbau mit einer breiten Palette an Baumarten gelingen kann – vorausgesetzt, es regnet regelmäßig und die Spätfröste bleiben aus. Seine Vision: “Mittelfristig werden wir hier einen vielfältigeren Wald haben, als wir es gewohnt waren.” (Quelle: MDR)