Thomas Engst

Zu meinen beruflichen Aufgaben gehört es auch, diverse Biotope und Habitate über das Jahr verteilt zu beobachten und deren (botanische) Entwicklung zu dokumentieren. Für gewöhnlich stellt man Änderungen in der Habitatstruktur mittels Vegetationsaufnahmen fest. Vereinfacht gesagt heißt das, es wird eine Fläche, meistens 5×5 m, abgesteckt und alles was darin wächst wird aufgeschrieben. Zusätzlich dazu werden die Kräuter, Gräser und Kryptogamen sowie die Anteile an Gehölzen, Streu und Offenboden geschätzt. Führt man diese Untersuchungen regelmäßig durch, so erhält man ein ziemlich klares Bild davon, wo die Reise für die Fläche hingeht.

Um vergleichbare Ergebnisse zu bekommen, erhebt man diese Daten immer zum gleichen Zeitpunkt im Jahr. Was aber in einem Jahr, in dem der Regen ausbleibt, die Flora schon im Juni braun wird und die Vegetation sich bereits im Herbst befindet? Nun, da hilf alles nichts und die Flächen werden dennoch kartiert. Heute war eine Fläche im Saalkreis (Sachsen-Anhalt) an der Reihe. Ein ansonsten artenreicher aber durch Vergrasung mit Glatthafer und Fieder-Zwenke bedrohter Trockenrasen mit Nordexposition. Hier war nicht mehr viel zu holen. Lediglich eine Handvoll Arten standen mehr oder weniger lustlos herum. Einzig die ebenfalls die Fläche bedrohende Armenische Brombeere freute sich ihres Lebens.

Seit dem 15. April hat es in der Region nicht mehr wirklich geregnet, die Böden sind knüppelhart und an allen Ecken fehlt das Wasser. Selbst die angepassten Pflanzen dieser Lebensräume haben die Faxen dicke und zeigen deutliche Spuren von Trockenstress. Ein Ende dieser Dürre ist nicht abzusehen. Erleben wir in diesem Jahr nur einen klimatischen Ausrutscher wie 2003 oder feiern wie Premiere für den neuen Normalzustand?

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