Thomas Engst

Zur Zeit ist der Vogelzug wieder in vollem Gange. Wie jedes Jahr bereiten sich allerhand Zugvögel darauf vor, ihren langen Weg in den Süden zu bestreiten. Doch die Gefahren auf so einer Reise sind nicht zu unterschätzen. Besonders langstreckenziehende Vögel verzeichnen einen drastischen Rückgang. Mittlerweile hat die Wilderei den ersten Platz in der Liste der Gefahren eingenommen. Erst danach kommt der Verlust von Rast- und Überwinterungslebensräumen. Jährlich werden bis zu 30000 Ortolane in einer Gegend von Bordeaux mit abscheulichsten Methoden gejagt. Dabei werden die Ortolane, eine in Deutschland vom Aussterben bedrohte Ammernart, mit gekäfigten Lockvögeln angeködert und anschließend mittels Futter in Fallen gelockt. Dann beginnt die Mast. Sie werden gezielt gefüttert um möglichst fett zu werden. Wenn sie ihr Soll-Gewicht erreicht haben, gehen sie für bis zu 150€ über die Theke. Durch Ertränken in Weinbrand besiegelt man dann das Schicksal der Gartenammer. Als Neujahrsbrauch ist das in dieser Region Frankreichs nicht unüblich. Generell lässt sich über die Franzosen in Sachen Esskultur so einiges sagen, später im Jahr werden auch Finken auf die gleiche Art gefangen und verputzt. Alle Welt schaut nach Spanien und dem Stierkampf aber das Morden in den Alpen beachtet (gefühlt) keiner.Aktuell gibt es nur noch ca. 15000 Brutpaare in Frankreich, der Großteil der Gefangenen kommt aus Deutschland, Skandinavien und Polen. Durch menschliche Bemühungen ist die Population in Europa um satte 84% zurück gegangen. Wohlgemerkt in einem Zeitraum von 30 Jahren. Trotz der Europäischen Vogelschutzrichtlinie (1979 beschlossen) werden Singvögel weiterhin bejagt. Seit 1999 gilt dieses Gesetz auch in Frankreich und macht dieses Vorgehen damit zu einem Akt der Wilderei und kann mit einem Jahr Zuchthaus oder einer Geldstrafe von bis zu 15000€ geahndet werden.