Thomas Engst
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Die weltweite biologische Vielfalt nimmt rapide ab, und Vögel gelten dabei als wichtige Indikatoren für ökologische Veränderungen. In Deutschland sind viele Vogelarten bedroht, was den Schutz dieser Arten zu einer dringenden Aufgabe macht. Spenden aus der Bevölkerung spielen dabei eine Schlüsselrolle bei der Finanzierung von Maßnahmen zum Vogelschutz. Die Motivation und das Spendenverhalten werden jedoch maßgeblich von psychologischen Faktoren beeinflusst. Eine repräsentative Studie untersuchte daher anhand der Protection Motivation Theory (PMT), was Menschen zum Spenden bewegt.

Die ursprünglich aus der Gesundheitspsychologie stammende PMT dient als theoretische Grundlage, um menschliches Verhalten in Bedrohungssituationen zu erklären. Sie besagt, dass das Spendenverhalten durch zwei Hauptprozesse gesteuert wird: (1) die Einschätzung der Bedrohung für heimische Vögel und (2) die Einschätzung der eigenen Fähigkeit, Maßnahmen zum Schutz dieser Vögel zu ergreifen. Zusätzlich wurden in der Studie das Wissen über Vögel, Einstellungen gegenüber Vögeln und soziodemografische Faktoren einbezogen.

Die Datenerhebung erfolgte im Dezember 2019 durch eine deutschlandweite Online-Umfrage mit 579 Teilnehmenden, die im Durchschnitt 49 Jahre alt waren und zu 51,6 % aus Frauen bestanden. Um das Spendenverhalten realitätsnah zu messen, erhielten die Teilnehmenden am Ende des Fragebogens die Möglichkeit, eine Aufwandsentschädigung von 2,00 € für ein NABU-Vogelschutzprojekt zu spenden. Diese Vorgehensweise ermöglichte es, sowohl die erklärte Spendenbereitschaft als auch das tatsächliche Spendenverhalten zu erfassen.

Hauptergebnisse der Studie

Bedrohungs- und Bewältigungseinschätzung: Die Studie zeigte, dass die Wahrnehmung der Schwere und Wahrscheinlichkeit von Bedrohungen für Vögel sowie die Überzeugung, durch individuelle oder kollektive Maßnahmen einen wirksamen Beitrag zum Vogelschutz leisten zu können, entscheidende Faktoren für die Spendenbereitschaft sind. Personen, die den Verlust von Vogelarten als ernsthaft und wahrscheinlich ansahen und glaubten, selbst wirksam handeln zu können, waren eher bereit zu spenden.

Einfluss von Wissen und Einstellungen: Positive Einstellungen gegenüber Vögeln erwiesen sich als starker Einflussfaktor auf die Spendenbereitschaft. Je positiver die Teilnehmenden gegenüber Vögeln eingestellt waren, desto eher waren sie bereit, für den Vogelschutz zu spenden. Überraschenderweise hatte das Wissen über Vögel keinen Einfluss auf die Spendenbereitschaft oder die tatsächliche Spende, was auf eine Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln hinweist.

Soziodemografische Faktoren: Frauen zeigten eine höhere Spendenbereitschaft und spendeten auch häufiger als Männer. Dieser Befund steht im Einklang mit früheren Studien, die geschlechtsspezifische Unterschiede im Spendenverhalten dokumentieren. Alter, Bildungsniveau und Einkommen hatten hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die Spendenbereitschaft oder die tatsächlichen Spenden.

Intention-Behavior Gap: Obwohl die allgemeine Spendenbereitschaft hoch war, zeigte sich eine deutliche Lücke zwischen der Absicht zu spenden und den tatsächlichen Spenden für den NABU. Dieses Phänomen, bekannt als Intention-Behavior Gap, könnte durch externe Faktoren wie das Vertrauen in NGOs oder die wahrgenommene Transparenz der Mittelverwendung beeinflusst sein und sollte in zukünftigen Studien näher untersucht werden.

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass gezielte Aufklärungskampagnen, die sowohl das Bewusstsein für die Bedrohung der Vogelarten als auch die Wirksamkeit individueller Schutzmaßnahmen stärken, das Spendenverhalten fördern könnten. Zudem sollten diese Kampagnen das Vertrauen stärken und die Transparenz der Spendenverwendung klar kommunizieren, um die Diskrepanz zwischen Spendenabsicht und tatsächlichem Verhalten zu verringern (Quelle: Umweltforum Osnabrück).