Thomas Engst
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Seit 2018 verbreitet sich die Afrikanische Schweinepest, auch als Afrikanisches Schweinefieber bekannt, zunehmend in Europa und Asien. Während der Fokus hauptsächlich auf den wirtschaftlichen Verlusten in kommerziellen Schweinezuchtbetrieben liegt, vollzieht sich parallel dazu ein dramatisches Sterben wilder Schweine in Südostasien, das bislang weitgehend unbeachtet blieb. Dies hat erhebliche Auswirkungen auf Ökosysteme und indigene Bevölkerungsgruppen in der Region. Einige betroffene Wildschweinarten könnten sogar vom Aussterben bedroht sein, warnt der Biologe Erik Meijaard von der Organisation Borneo Futures in Brunei und sein Team in einem Artikel in der Zeitschrift “Science”. Beispielsweise waren die heimischen Bartschweine auf Borneo, bevor die Seuche auftrat, zu den häufigsten Großtieren der Inseln, sind aber mittlerweile flächendeckend verschwunden.

Die Viruserkrankung führt in ihrer akuten Form rasch zum Tod, wobei die Sterblichkeitsrate fast 100 Prozent beträgt. Dies gilt auch für die akute Variante, bei der die Krankheitsphase länger anhält. Nur in der chronischen Version ist die Sterblichkeitsrate gering. In Südostasien scheint die schlimmste Form zu kursieren, und das Sterben der Bartschweine findet oft in den Regenwäldern statt, fernab der Öffentlichkeit und Medien. Kamerafallen-Nachweise in Schutzgebieten und anderen Regionen Borneos sind in den letzten Jahren jedoch zunehmend ausgeblieben. Daher gehen Meijard und sein Team davon aus, dass der Bestand je nach Region um 90 Prozent oder mehr geschrumpft ist, teilweise bis zum Totalverlust.

Für viele indigene Menschen auf Borneo bedeutet dies einen drastischen Rückgang einer bedeutenden Nahrungsquelle. Wildschweine sind die Hauptquelle für Fleisch vieler Regenwaldvölker, die infolgedessen unter Proteinmangel leiden oder auf andere Ressourcen umsteigen müssen. In einigen Dörfern machten Bartschweine mehr als 80 Prozent der Jagdstrecke aus. In ganz Sarawak, einem malaysischen Bundesstaat auf Borneo, wurde vor 2018 geschätzt, dass jährlich rund eine Million Tiere erlegt wurden.

Der Rückgang der Schweine hat auch Auswirkungen auf das Ökosystem, da die Tiere von Raubkatzen, Pythons und anderen Raubtieren erbeutet wurden, die ebenfalls auf alternative Nahrungsquellen umsteigen müssen. Schweine sind zudem Ökosystemingenieure, die durch ihr Verhalten ihren Lebensraum mitgestalten. Südostasiens Inseln werden von verschiedenen Schweinearten besiedelt, die teilweise bereits sehr selten sind und durch die Krankheit ausgerottet werden könnten (Quelle: Spektrum.de).