Thomas Engst

Heute mal ein Beitrag einer gestrigen Naturbeobachtung und wer weiß, vielleicht ist es für euch etwas Neues. Auf meinem gestrigen Spaziergang durch einen Eichen-Buchenwald (mit Elsbeere!) fiel mir ein sonderbares Gebilde ins Auge. Auf einem Eichenblatt steckte eine nahezu perfekte Kugel. Sie ließ sich nicht bewegen und war irgendwie mit der Blattoberseite verbunden bzw. verwachsen. Es handelte sich um eine Pflanzengalle. Pflanzengallen, im Fachjargon Cecidien sind Anomalien im Pflanzenwachstum, die Fremdorganismen abwehren sollen. Nach aktuellem Stand hat die Wissenschaft noch keine zufriedenstellende Definition für das Phänomen. Einig ist man sich nur bei der Tatsache, dass Parasiten tierischer oder pflanzlicher Art dafür ausschlaggebend sind. Oftmals handelt es sich dabei um Virek, Bakterien oder Milben aber auch Insekten wie Gallwespen tragen dazu bei. Schätzungsweise sind bis zu 15.000 Insektenarten daz in der Lage. So divers wie die Verursacher sind auch die Entstehungsmöglichkeiten der Pflanzengallen. Bei niedrigen Lebewesen führt allein die Vermehrung in den Pflanzenorganen zu den markanten Deformationen. Höhere Lebewesen, wie die erwähnten Gallwespen, greifen mit komplexeren Methoden in die Biologie der Wirtspflanze ein. Sie injezieren Stofee, die entweder Misswuchs oder komplette Neugestaltung von Organen hervorrufen. Bewerkstelligt wird dies mittels sogenannter Cytokinine.

Bei diesem Vorgehen beschränkt sich der Stress aber nicht auf die Pflanze alleine. Die Insektenlarve, welche in der Galle heranwächst, hat ebenfalls kein ruhiges Leben. Da die Pflanze immer mehr Energie in die Missbildung steckt und damit deren Wachstum ankurbelt, muss sich die Larve permanent im Kreis drehen und die entstehende Biomasse vertilgen. Andernfalls wird sie zerdrück. Im Regelfall sind diese Gallen für den Wirt nicht schädlich. Tatsächlich ist mir noch kein Fall bekannt, bei dem die Pflanze daran eingegange ist. Haltet mal die Augen offen! Der “Gallapfel” auf dem oberen Bild ist beiWeitem nicht die einzige Form.