Thomas Engst

Auf dem neuen Abschnitt der Bundesautobahn 72 von Chemnitz nach Leipzig rollt der Verkehr. Seit gut 14 Tagen ist dieser Bauabschnitt freigegeben. In den letzten Jahren hat man sich schwer getan, ihn überhaupt zu eröffnen und nun ist es endlich soweit. Dieses neue Stück der A72 soll die beiden Städte Chemnitz und Leipzig näher zusammenbringen und ich kann dies bestätigen. Man spart ca. 45 Minuten Fahrtzeit.

Aber warum schreibe ich über eine Autobahn? Nun, das ist ganz leicht zu erklären. Im Vorfeld hieß es, es wird eine Grünbrücke, zur Vermeidung von Wildunfällen auf dieser Strecke, geben. 
Diese habe ich mir einmal angeschaut.

©Thomas Engst

So sieht sie also aus die vermeintliche Grünbrücke. Wieso schreibe ich “vermeintlich”? Naja, es gibt da ein paar Ungereimtheiten. Eine solche Brücke ist dafür gedacht, dass Wildtiere leichter die Straße “überqueren” können. Man baut solche Brücken im Falle einer Biotop- oder Waldzerschneidung. Sprich, wird eine Straße durch ein Waldstück gebaut, so raubt man den Tieren die Möglichkeit sich frei zu bewegen und schneidet sie mitunter von ihren angestammten Plätzen ab. Grünbrücken müssen besonders stabil gebaut sein, da sie später mit Substrat oder Erde gefüllt werden auf der sich eine Vegetationsschicht etablieren soll.

Bei diesem Bauwerk allerdings ist die Vegetationsschicht noch nicht einmal ansatzweise aufgebracht, geschweige denn fertig.
©Thomas Engst

Dieses Bild zeigt den bisherigen Oberboden. Man kann am linken und rechten Rand die Wälle erkennen, welche wiederum für eine Grünbrücke sprechen, obwohl sie etwas arg klein geraten sind. Eine Grünbrücke ist, logischerweise, spätestens fertigzustellen, wenn der entsprechende Streckenabschnitt für den Verkehr freigegeben wird. Dieses hier sieht jedoch nicht so aus.

©Thomas Engst

Was mich ebenfalls befremdet ist das Nichtvorhandensein von Leitzäunen oder Führungstrassen. Die Tiere finden ja den Weg über die Brücke nicht von alleine, sie werden üblicherweise mittels Zäunen geführt. Das obige Bild zeigt außerdem Lücken zwischen Böschung und Brücke. Desweiteren gibt es dort nichts als landwirtschaftliche Nutzfläche. Diese Brücke verbindet keine zwei Wälder, sondern zwei Felder. Vor dem Bau der Autobahn war die ganze Gegend Feld. Eine weitere Vermutung ist es, dass es sich um eine Landwirtschaftsbrücke handelt, die den Bauern, Verzeihung, den Agraringenieuren, ein Wechseln zwischen den Teilfeldern ermöglichen soll. Die Breite der Brücke könnte daher rühren, dass Mähdrescher eine entsprechende Breite haben. Aber so richtig will mir diese Theorie nicht gefallen.

Im Folgenden fasse ich noch einmal zusammen was, aus meiner Sicht, dafür und dagegen spricht, dass es sich bei dem Bauwerk um eine Grünbrücke handelt.
Pro:
  • allgemeine Form und (wannenförmige) Bauweise
  • Breite der Brücke
  • Art der Fahrbahngestaltung (noch kein Asphalt)
  • wurde erwähnt
Contra:
  • fehlende Führung der Tiere
  • mangelnde Begrünung des Oberbodens
  • Standort ist zwischen zwei Feldern
  • lückenhafter Zaunbau auf der Brücke
Wie dem auch sei, ich werde das alles mal im Auge behalten und sobald es etwas Neues gibt, an dieser Stelle darüber berichten.

In diesem Sinne…