Thomas Engst

Alle lieben Bio und legen großen Wert auf Tierschutz. Aber leider hört diese Liebe und Moral bei vielen Verbrauchern beim Geld auf. Dies ist ein Grund, warum etliche Bio-Bauern wieder zu konventionelle Methoden zurück kehren.

Johannes Remmel, Landwirtschaftsminister aus Nordrhein-Westfalen, hat sich dementsprechend hohe Ziele gesteckt. Er möchte, dass Schweine, Hühner und Rinder eines Tages ohne Zugabe von Antibiotika leben und ein Großteil der Landwirte nach ökologischen Standards wirtschaftet und dass für die Erzeugung von Eiern nicht mehr Millionen männlicher Kücken getötet werden müssen. Johannes Remmel hat die Tötung von Kücken, die nicht wirtschaftlich verwendbar sind, als erster Minister eines deutschen Bundeslandes zum 1. Januar 2014 verboten. Dafür gibt es von mir ein “+1”.

Obwohl viele Verbraucher die Wünsche Remmels teilen, sind sie noch sehr weit von der aktuellen landwirtschaftlichen Realität entfernt. Weiter als den meisten bewusst sein dürfte. Außerhalb von agrarischen Fachkreisen ist das Töten von “nutzlosen” Küken kaum vermittelbar, also lässt man es bleiben. Aber was bezweckt man damit? Nun, der Grund dafür ist folgender: Die Legehennen werden darauf getrimmt, möglichst wenig Muskelfleisch anzusetzen und dafür mehr Eier zu legen. Die männlichen Hühner dieser Zucht eigen sich, da auch sie kaum Fleisch ansetzen, nicht einmal als Suppenhuhn, sie sind also “ineffizient”.

Trotz des Verbotes, in NRW, frisch geschlupfte Tiere zu schreddern, ist das Problem noch nicht gelöst. Manche Unternehmen, bspw. die niedersächsische EW-Gruppe, arbeiten noch am “Zweinutzungshuhn”. Dieses soll sich sowohl zur Ei-, sowie zur Fleischgewinnung eignen. Desweiteren wird an Scannern getüftelt, die das Geschlecht des Huhns erkennen bevor es zur Welt kommt.  Als größtes Druckmittel aber haben die Konzerne den Standortwechsel in petto. Sollten dem Betrieb zu große Kosten entstehen, so verlagern sie einfach den Sitz ins Ausland.

So wird durch ökologische Auflagen dafür gesorgt, dass Konzerne mit viel Geld überleben, der kleine Bauer aber um seine Existenz bangen muss.

Ein Beispiel dafür ist Werner Deitert aus Westfalen. Der Eierzeuger betrieb bis zum Jahreswechsel einen kleinen Familienhof im Münsterland, mit 17 000 Biohennen. Jetzt hat er den Hof schließen müssen. Als Grund gibt er das Vorgehen von Johannes Remmel an. Rückblickend bezeichnet er seine Zeit als Bio-Bauer als “finanzielles Desaster”.

Zuletzt kam eine Gebühr hinzu, die Bio-Bauern zahlen mussten, wenn sie konventionell erzeugte Küken einstallen. Mit 5 Cent pro Küken ist das schon eine beträchtliche Summe.

Dieses Beispiel zeigt auf klare Weise die zwei Seiten der Bio-Landwirtschaft. Meiner Meinung nach kann es nur dann eine Zukunft für beide Parteien geben, wenn endlich mal das Umdenken beim Verbraucher einsetzt. Das Argument des hohen Preises kann ich nicht gelten lassen. Viel zu oft wird Geld für Luxusgüter ausgegeben ohne mit der Wimper zu zucken, aber wenn es um existenzielles wie Nahrung geht, spart man. Da sollten manche mal darüber nachdenken.

Wie steht ihr dazu?

In diesem Sinne…