Thomas Engst

In Zeiten der voranschreitenden Globalisierung sehen wir uns drastischen Umweltproblemen ausgesetzt. Im Naturschutz sorgen sogenannte Neobiota für mächtigen Wirbel. Diese gebietsfremden Arten wurden in den meisten Fällen durch den Menschen eingeschleppt und stellen die heimischen Ökosysteme ordentlich auf den Kopf. Neopyhten wie der Riesenbärenklau oder die Beifuß-Ambrosie stellen mittlerweile eine ernst zu nehmende Gefahr für die Gesundheit dar. Aber auch die Natur selbst sieht sich einem immer härteren Kampf ums Überleben ausgesetzt.

Ulmen durch neunen Schädling bedroht

Die aus Ostasien stammende Zickzack-Ulmenblattwespe ist schon länger als Gefahr für mitteleuropäische Ulmen bekannt. Bereits 2003 konnten Larven in Polen und Ungarn nachgewiesen werden. Mittlerweile erstreckt sich ihr Vorkommen auf 18 Länder in Europa. Tendenz steigend. Neu im Bunde ist die Schweiz. In Helvetien wurden im Juni 2017 erstmalig Larven im Kanton Zürich nachgewiesen. Vorrangig an Bergulmen, jedoch sind auch andere Ulmenarten nicht gefeit.

Larve von Aproceros leucopoda (Quelle: Wikimedia).

Schädling mit schneller Generationsfolge

Bisher wird davon ausgegangen, dass sich Zickzack-Ulmenblattwespen ungeschlechtlich vermehren, d.h. sie brauchen keinen passenden Geschlechtspartner. Diesen Umstand schreibt man der Tatsache zu, dass bis dato keine Männchen der Art erfasst wurden. Die Weibchen legen am Spreitenrand der Blätter bis zu 50 Eier ab. Der komplette Zyklus von der Eiablage bis zum Schlüpfen der neunen Genration Schädlinge dauert ca. vier Wochen. Ergo können vier Generationen pro Jahr ausgebildet werden. Ein enormes Tempo. Sind die hellgrünen, mit einem Streifen am Kopf versehenen Larven geschlüpft,  ernähren sie sich fortan von der grünen Blattmasse. Ihr Fraßmuster sind markante Zickzacklinien. Ältere Raupen fressen das gesamte Blatt auf, nur der zu dicke Mittelnerv bleibt übrig. Ein zu starker Befall kann bis zum Totalverlust der Blätter führen. Ein Baum ohne Blätter ist unweigerlich dem Tode geweiht. Selbst wenn die Bäume nicht absterben, sind sie doch deutlich geschwächt und bieten anderen Schädlingen keinerlei Gegenwehr. Wirkungsvolle Maßnahmen gegen diesen Schädling sind rar. Am effektivsten ist es, das Winterlaub mit den daranklebenden Kokons zu vernichten.

Fraßspuren von Aproceros leucopoda an Ulmenblättern (Quelle: Wikimedia).

Schädling für alle Ulmenarten

Die Schädlinge wurden vermutlich mit Pflanzenimporten aus Ostasien eingeschleppt. Die Fachleute gehen davon aus, dass nicht nur befallene Jungbäume eine Gefahr darstellen sondern, auch Zweige, Blätter oder Erde.

In Europa lässt sich kein Befallszentrum und keine bestimmte Ausbreitungsrichtung ausmachen, wie es in der Mitteilung heisst. In relativ kurzer Zeit trat die Art punktuell in weit voneinander entfernten Gebieten auf. Die Insekten können ausgezeichnet fliegen und werden vermutlich auch passiv mit dem Verkehr verbreitet (Quelle: Bauernzeitung.ch).