Thomas Engst

wp_20161015_12_48_43_proIn der aktuellen Landwirtschaft läuft so Einiges schief und nicht immer ist der Verbraucher daran schuld. Ein Problem der industriellen Landwirtschaft ist ihre Wirtschftsweise. Aus begrenzter Fläche wird immer mehr Ertrag herausgeholt, mitunter unter Einsatz von immensen Düngermengen. Pflanzenarten werden konsequent auf Leistung und Optik getrimmt. Was nicht den Vorgaben entspricht oder dem Verbraucher nicht gefallen könnte kommt weg. Als größter Flächeneigentümer hätte die moderne Landwirtschaft eigentlich alle Hebel in der Hand um dem gegenwärtigen Trend der sinkenden Artenvielfalt entgegen zu treten. Leider tut sie dies nur bedingt. Anstatt die Vielfalt der einstigen Feldfrüchte zu nutzen, konzentrieren sich die Bauern dieser Tage auf wenige, erprobte Sorten. Dies gipfelt in dem Irrsinn, dass von 250.000 weltweit bekannten Pflanzenarten nur 7000 als Kulturpflanzen angebaut werden. Davon decken 30 Pflanzen rund 95 % der Nahrunsgenergie ab und von diesen 30 Arten liefern 3 (!) Pflanzenarten 60 % der Nahrungsenergie. Die Folge davon sind Verarmung der Vielfalt und ein Anstieg des Pestizideiinsatzes.  In ihrem aktuellen Buch “Saatgut” beschreibt Anja Banzhaf die Probleme der heutigen industriellen Landwirtschaft.

Sie geht auf den Wandel des kleinbäuerlichen Wirtschaftens hin zu den großen Saatgutkonzernen wie Monsanto Bayer und Co. ein. Illustriert wird das Buch von zahlreichen Pflanzenbildern die bspw. lila Mais oder knallrote Kartoffeln zeigen. Alles Sorten die aus unserem Alltag verschwunden sind. Warum? Passten einfach nicht ins Bild der Werbung. Wer sich schon immer mal mit der Nahrungserzeugung unserer Tage befassen wollte, der bekommt hier allerhand Fakten präsentiert, die hoffentlich zum Nach- und Überdenken anregen. Ebenfalls bemerkenswert ist das Schaubild der Zusammenhänge der einzelnen Saatgutkonzerne. Zu finden unter diesem Link. Lasst es mal auf euch wirken. Einzig der etwas andere Schreibstil brauchte seine Zeit bis er mich überzeugen konnte. Man merkt in jeden zweiten Satz, dass hier eine weibliche Hand die Feder geschwungen hat. Aus Gesprächen mit Studenten weiß ich, dass dies nicht jeder zu schätzen wusste. Lasst euch aber davon bitte nicht abhalten. Das Buch hat es verdient gelesen zu werden.

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