Thomas Engst

In den letzten Wochen und Monaten war ich viel im Harz unterwegs. Neben jeder Menge Natur sah ich aber auch allerhand Totholz. Dabei meine ich nicht nur die lebenswichtigen abgestorbenen Stümpfe von Bäumen, welche zahlreichen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten, sondern auch Hunderte abgestorbene Fichten. Die anhaltende Dürre der letzten Jahre setzt dem nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands arg zu und sorgt immer wieder für Schlagzeilen. Auch in den überregionalen Nachrichten ist das Baumsterben im Harz ein Thema.

Ob durch Windwurf oder Dürre, die Bäume (vornehmlich Fichten) im Harz blicken schweren Zeiten entgegen.

Nachdem in den vergangenen beiden Jahren schon unterdurchschnittlich viel Regen gefallen ist, könnte das aktuelle Jahr, sofern erneut trocken, das Absterben der vorrangig Nadelwälder nochmal beschleunigen. Zwar gibt es noch grüne Flecken im harz aber aus der Luft und von so manchem Gipfel sieht man die zu Dutzenden abgestorbenen Bäume. In diesen Zeiten wird gerne behauptet, der Wald sei das erste Opfer des Klimawandels. Ich sehe das nur bedingt so. Der “Wald” ist oftmals nur eine für die Forstwirtschaft angelegte Plantage und dient einzig der Gewinnmaximierung der Landesforstbetriebe sowie der privaten Waldbesitzer. Mit einem Wald im Sinne von Wald hat (den Brockenurwald ausgenommen) das alles nichts zu tun. Viel zu lange wurde der Boden seiner Funktion als Wasserspeicher durch beraubt. Grund dafür sind u. a. schwere Forstmaschinen, welche den Boden zusammenpressen, bis er Beton ähnelt. Nun bekommen die Plantagen die Quittung für fehlerhaftes Handeln seitens der Bewirtschafter. Bis die Lücken mit standorttypischen Gehölzen aufgeforstet sind und sich erneut ein dichtes Kronendach gebildet hat (sofern das überhaupt passiert), vergehen Jahrzehnte und Jahrhunderte. Ob ich das noch erleben werde? Mehr als fraglich.