- Der Laubbläser – ein Freund der Biodiversität - 3. März 2024
- Diarsia dahlii – Dilemmata einer vom Aussterben bedrohten Art - 28. Februar 2024
- APP LakeExplorer – Citizen Science taucht ab - 4. Februar 2024
von Stefanie Weigelmeier. –
Heute habe ich Bernhard Schirutschke beim ökologischen Mähen begleitet. Ökologisch Mähen – das ist nicht nur der Name seiner Homepage, das ist ganz unprätentiös das, was er – mit voller Überzeugung – tut!
Die Balkenmähtechnik, die er einsetzt, ist nachgewiesener Maßen Fauna-schonend (z.B. van de Poel, D. und Zehm, A. (2014) Die Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – Eine Literaturauswertung für den Naturschutz, ANLiegen Natur 36(2).
Insbesondere die Insektenfauna wird durch Rotationstechniken mit oder ohne Mähgutzerkleinerung – sprich: das Mulchen – mit zerkleinert. Die besonders schnellen Fluginsekten können vielleicht noch entkommen, aber alle langsameren, flugunfähigen, kriechenden oder zum Zeitpunkt verpuppten Insekten können dies nicht. Beeinflusst werden hier alle Straten der Wiese: von der Blüten- und Halmschicht mit Blütenbesuchern und Phytophagen bis hinunter zu den bodennahen Schichten mit Bodenbrütern, Amphibien und Reptilien und den vielen Anderen.
Ein Siloballen ist meist leider genau das: ein Massengrab.
Ein paar Eindrücke von heute:
Gekonnt zirkelt Bernhard den 3m-breiten Balkenmäher um die Stämme der Streuobstwiese. Nur mit Muskelkraft und Gewichtsverlagerung, dies macht einen geschmeidigen Eindruck, erfordert auf dem unebenen Terrain aber doch Können und Feingefühl. Dadurch kommt weder ein Stamm zu Schaden (Stichwort: Mähschäden), noch müssen die Bäume aufgeastet werden, Bernhard duckt sich einfach unter den tiefer hängenden Ästen durch.
Die Fläche ist lang und nur zwei Baumreihen breit. Tuckernd entfernt sich Bernhard auf dem Balkenmäher. Und plötzlich höre ich es – es zirpt. Sie zirpen! Sie hüpfen, flattern, fliegen oder verharren ruhig. Ein Weibchen des Großen Grünen Heupferds schwirrt mir auf den Oberarm. Als ich niederknie, entdecke ich an den unteren Halmabschnitten, die stehen geblieben sind das noch intakte Netz einer Zebraspinne (Argiope bruennichi) mit der Erbauerin, so als wäre nichts gewesen. Wow, da ist gerade ein Balkenmäher drüber gerattert!
Nach dem Mulchen herrscht auf einer Fläche meist nur eins: Totenstille. Durch den Balkenmäher „fallen“ Halme und Kräuter jedoch „einfach nur um und alles flattert vor mir davon“, so beschreibt Bernhard was er sieht und ich verstehe, dass ihn das zutiefst beglückt.
Die reine Technik ist natürlich nicht der Wahrheit letzter Schluß. Zum ökologisch verantwortungsvollen Grünlandmanagement gehört auch ein ganzheitliches Pflegekonzept: alternierender Mähzyklus, 1-2-schürige Mahd je nach Fläche, kleinteiligere Flächenbearbeitung, Mähen von Innen nach Außen und – ganz wichtig sind Altgrasstreifen und Staudenbestände, die über den Winter stehen bleiben dürfen, Pflanzenstängel sind ein Überwinterungsort für viele Insektenlarven und auch Rebhuhn und Co sind in der Vegetations-armen Zeit auf Deckung angewiesen.
23. Juli 2020 um 6:55 am Uhr
Hallo,
ich will mich hier mal anschließen und bestätigen wie wichtig eine “richtige” Mahd für die besagte Tierwelt ist. Als Hobbyimker mit Wesensgemäßer orientierung bin ich auch ein Gegner des Mulchens. Davon abgesehen, dass das mulchen nicht zu einer “ausmagerung” der Wiesen beiträgt was für die Vielfalt nicht gerade unwichtig ist, ist es nach dem mulchen ein einziges Schlachtfeld.
Leider ist es sehr schwierig die s. g. Entscheider davon zu überzeugen das die “ehda” Flächen (so nennen wir die Flächen die wir ja haben, die aber aus Verkehrssicherungstechnischer Sicht nicht unbedingt gemäht werden müssen) auch aus Kostenersparnis einfach mal stehen gelassen werden. In meiner Freizeit engagiere ich mich in der kommunalpolitik und auch da stoßen wir bei unserem Bürgermeister immer wieder auf absolutes ökologische unverständnis. Leider, aber wir kämpfen.
Hier in Frankfurt wo ich arbeite, werden Landwirte Vertraglich verpflichtet bestimmte Wiesen nur mit schneidenden Maschinen zu bearbeiten, auch ist der Schnittzeitpunkt mit uns abzusprechen, ebenso das abnehmen des Schnittgutes. Natürlich kostet das Geld, aber davon wird in unserer Geselschaft auch genug für völlig Sinnfreie Aktionen verbrannt.
Und dann spricht nochmal der Imker in mir und sagt, der beste Honig ist der aus einer Wiese die alles liefert was die Natur uns schenkt, dass ist die Naturmischung.
Laßt Euch den nächsten Honig gut schmecken.
Gruß Manfred
23. Juli 2020 um 5:35 pm Uhr
Hallo Manfred,
persönlich mag ich zwar am Liebsten Waldhonig, aber ansonsten kann ich mich in allen Punkten nur anschließen.
Gerade in Bezug auf öffentliche Flächen lohnt immer mal wieder der Blick in § 2 (4) BNatSchG: “Bei der Bewirtschaftung von Grundflächen im Eigentum oder Besitz der öffentlichen Hand sollen die Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege in besonderer Weise berücksichtigt werden.”
Es gibt sogar Kommunen, die Ihre eigenen Flächen nur an Ökobetriebe verpachten. Da ist also Luft nach oben…