Stefanie Weigelmeier

– von Stefanie Weigelmeier.

Wasserpflanzen, Fische, Teichinsekten – anders als bei den Landlebewesen bleiben die Bewohner der limnischen Lebensräume vielen Menschen verborgen und sind oft auch weniger erforscht. Die App LakeExplorer bietet Bestimmungshilfe und sammelt auf Basis von Citizen Science Daten.

Der LakeExplorer stellt nicht nur kostenlose digitale Hilfsmittel zur Verfügung, um rund 1.000 limnische Tier- und Pflanzenarten zu bestimmen, sondern bietet auch Artensteckbriefe, vertiefende Informationen sowie eine Datenbank zum Melden von Beobachtungen zur Verfügung.

Die App richtet sich in erster Linie an Taucher:innen und andere am Sport auf und unter Wasser Begeisterten, wie z.B. Angler:innen und Kanufahrer:innen, sowie alle an der Natur in und um Gewässern interessierten Menschen. Da keine besonderen biologischen Kenntnisse erforderlich sind, kann der Lake Explorer von allen Altersgruppen genutzt werden.

Zur Bestimmung

Ein bisschen wie die App Flora Incognita und doch ganz anders… Während Flora Incognita KI-gestützt anhand von Fotos Vorschläge macht, durchlaufen wir mit dem LakeExplorer einen richtigen Bestimmungsschlüssel. Damit regt die App an, genauer hinzuschauen, sich mit den Merkmalen der Tiere und Pflanzen auseinander zu setzen und hat damit sicherlich auch einen Lerneffekt.

  • Fische
  • Krebse
  • Amphibien
  • Reptilien
  • Muscheln und Schnecken
  • Wasserpflanzen
  • Säugetiere am Wasser
  • sowie weitere kleine Organismen

Man wählt eine dieser Artgruppe und kann sich dann durch unterschiedliche Merkmale klicken. Je nach ausgewählten Merkmalen werden andere widersprechende Merkmale durch Ausgrauen deaktiviert. In der App werden unten am Bildschirmrand die Anzahl der in Frage kommenden Arten angegeben. Durch Klick auf den Ergebnis-Schalter unten können die in Frage kommenden Arten angeschaut werden. Durch Anklicken der Ergebnisse wird man entweder in den Artensteckbrief geleitet oder bekommt weitere Merkmale zur weiteren Bestimmung angeboten.

Die Donau-Schwebgarnele (Limnomysis benedeni) ist heute ein verbreitetes Neozoon in mitteleuropäischen Gewässern © Herbert Frei

Der Bestimmungsvorgang ist übersichtlich gestaltet und kann auch Kindern Spaß machen: Ist der Fisch schlangenförmig? Sind seine Flossen verwachsen? Ist die Schwanzflosse symmetrisch geformt oder bildet sie einen Saum um das Ende der Wirbelsäule? Steht die Rückenflosse alleine, ist sie unterteilt oder sind es zwei getrennte? …Je nach Antwort kommt man schließlich zum Europäischen Aal:

Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) ist ein nachtaktiver Raubfisch, der sich tagsüber versteckt hält. © Herbert Frei

Nicht alle in unseren Gewässern lebenden Arten können ohne besondere Ausrüstung oder Kenntnis im Gelände sicher von anderen Arten unterschieden werden. Daher endet die Bestimmung manchmal auf einem übergeordneten Niveau wie einer Gattung oder der Familie. Hierdurch sollen Fehlbestimmungen vermieden werden. Im Falle einer sicheren Ansprache schwer bestimmbarer Arten durch Fachleute kann anhand des wissenschaftlichen Namens die exakte Art dennoch als Fundmeldung erfasst werden.
Mit Internetverbindung werden die Funddaten hochgeladen und durch Expert:innen verifiziert.

und ohne nasse Füße?

Auch auf dem Sofa kann man sich mit dieser App beschäftigen. Hinter dem Feature “Entdecken” verbirgt sich eine Karte, in der die bereits notierten Fundpunkte notiert sind. zum heutigen Tag (03.02.2024) sind 77 Meldungen in der Liste (die App ist seit Herbst 2023 online). Ich hoffe, das werden nun schnell mehr!
Hinter dem Feature “Arten” kann man mit einer zufälligen Auswahl je vier Arten kennenlernen oder spezifisch nach bestimmten Artensteckbriefen suchen.
Das Feature “Wissen” liefert weitere Infos über das faszinierende Ökosystem See.

Die Förderung

Das Projekt “LakeExplorer – Citizen Science taucht ab!” wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch die Bingo!-Umweltlotterie Schleswig-Holstein.

Die Vielzahl der Daten die durch dieses attraktiven Citizen Science-Projektes erfasst werden, sollen helfen, die Auswirkungen des Klimawandels in den Gewässern nachzuvollziehen.

Taucher:innen liefern wertvolle Daten

Nicht weniger als 400.000 deutsche Sporttaucher:innen erkunden mit hohem Interesse und mit oft großen biologischen Kenntnissen die heimischen Binnengewässer. Taucher:innen sind daher besonders gefragt! Mithilfe eines Tauchcomputers können sie weitere Daten erfassen. Mit der Wassertemperatur in verschiedenen Tiefen und Jahreszeiten bekommen die Forschenden “hinter” der App wertvolle Daten, die in Bezug zur Veränderung der Gewässer und ihrer Artenzusammensetzung gebracht und vor dem Hintergrund des Klimawandels betrachtet werden können.

Bis zum Ende des Jahres sollen weitere Features für Taucher:innen hinzugefügt werden, verrät Prof. Dr. Ralph O. Schill, einer der Forschenden “hinter” der App. Mit dem Unternehmen aquatil widmet er sich mit anderen als gemeinnützige GmbH der Förderung von Wissenschaft und Forschung, der Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie der Förderung von Umwelt-, Natur- und Klimaschutz in Flüssen, Seen, Meeren und Ozeanen.

Vortragsreihe 2024

Im Jahr 2024 wird es jeden Monat einen Vortrag von Expert:innen zu spannenden Themen geben. Hier der Link zur Vortragsreihe: eveeno.com/LakeExplorer-Vortragsreihe
Start ist am 22. Februar mit Dr. Karsten Rinke, Leiter des Department Seenforschung, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) über “Die Zukunft unserer Seen und Talsperren: aktuelle und zukünftige Auswirkungen des Klimawandels und die notwendige Klimaanpassung”.

Die Tauchblätter der Weißen Seerose (Nymphaea alba) von unten © Herbert Frei