Thomas Engst

Mit dem heutigen Beitrag möchte ich euch ein Buch vorstellen, welches aus meiner Sicht in den Schulunterricht und ebenso intensiv behandelt werden sollte wie die Reclamhefte zu meinen Zeiten.

Geschrieben hat es kein geringerer als der von mir sehr geschätzte Sir David Attenborough.

Mit „Ein Leben auf unserem Planeten“ rechnet der wohl bedeutendste, noch aktive Naturfilmer und Umweltbotschafter unserer Zeit mit der Menschheit und ihrem Tun ab. Dabei blickt er auf die Entwicklungen der letzten 90 Jahre zurück und gibt einen krassen Abriss darüber, wie die Menschheit überhand und die Artenvielfalt abnimmt. Belegt werden die Aussagen mit allerhand Quellen und Zitaten.

Das Buch ist in mehrere Kapitel geteilt. Im ersten Abschnitt dreht es sich um den bereits erwähnten Niedergang der Artenvielfalt. Dabei werden die schwindenden Lebensräume und Arten sowie das Ausbreiten der Menschheit beschrieben. Immer wieder kommt der Autor dabei auf die Überbevölkerung als Wurzel allen Übels zurück. Auch wenn ich mich tagtäglich mit den Auswirkungen des Menschen auf die Natur befasse, waren die ersten Seiten schwierig zu lesen. Zu eindrücklich wird einem das Versagen des Einzelnen vor Augen geführt. In einem weiteren Kapitel schildert Attenborough mögliche Zukunftsszenarien und wirft einen Blick in die 2030er, 2050er und 2100er Jahre. Allesamt keine rosigen Aussichten.

Aber es ist nicht nur Schwarzmalerei. Sir David gibt gibt auch Grund zur Hoffnung, die in meinen Ohren zwar sehr naiv klingt, weil sich sich an das Gute im Menschen richtet. Die Worte hör ich wohl, mir fehlt allein der Glauben. Das möchte ich dem Autor auf nahezu jeder Seite erwidern. Denn die Zukunft kann nur geändert und naturverträglich gestaltet werden, wenn wir als Erdbevölkerung eine Vollbremsung hinlegen unser gesamtes Handeln überdenken. 

Das ist eine immense Aufgabe und das sehe ich nicht in dem verbleibenden kurzen Zeitraum passieren. Dennoch macht es Spaß, sich eine so geschilderte Zukunft auszumalen. Alleine unseren Kindern und Enkelkindern wären wir es schuldig, in den nächsten Jahren (oder Jahrzehnten) auf die Bremse zu treten. Den Mist den wir verzapfen, müssen die kommenden Generationen ausbaden. 

Ausbaden muss der Leser auch die deutsche Übersetzung. Die ist von eklatanten Fehlern, welche von im Satzbau vergessenen Wörtern bis hin zu doppelten Wörtern oder komplett sinnentstellten Sätzen reicht. Im Mittelteil passiert das auf nahezu jeder vierten Seite. Hier das Lektorat keinen guten Job gemacht. Den Informationsgehalt und der Verständlichkeit stört das nicht, wohl aber dem Lesefluss. 

Dennoch gehört dieses Buch zur absoluten Pflichtlektüre. Es mahnt das Fehlverhalten der Menschen, ohne mit erhobenem Zeigefinger dazustehen und belegt alle Anschuldigungen und Behauptungen wissenschaftlich akkurat. Wer kann, greift aber besser zum englischen Original.