Thomas Engst

Nicht nur in Deutschland hat der moderne Naturschutz seinen Ursprung in der Vogelkunde. Den Ornithologen verdanken wir den klassischen Schutzgedanken und somit verwundert es auch nicht, dass die Vögel zu den am besten dokumentierten und erforschten Organismen gehören. Dank vieler Jahrzehnte intensiver Beobachtung und Forschung liegt  der Wissenschaft ein extrem fülliger und detaillierter Datensatz vor. Vorreiter auf diesem Gebiet sind zweifelsohne unsere Nachbarn von der Insel. Der britische Verband BirdLife, welcher auch der Mutterverein unseres NABU ist, hat nun eine erstaunliche Publikation veröffentlicht. Unter dem Titel “The Messengers – What birds tell us about threats from climate change and solutions for nature and People” wurden erstmals die Bedeutungen und Auswirkungen des Klimawandels auf die Vogelwelt zusammengefasst und beschrieben. Unter den Vögel werden sich doppelt so viele Verlierer wie Gewinner befinden. Besorgniserregend ist vor allem die Situation in Afrika. Dort werden 62 % der Vögel mit einem weitaus kleineren Verbreitungsgebiet zurecht kommen müssen. Hauptproblem ist dabei nicht der Klimawandel an sich. Globale Warmphasen hat es in der Geschichte schon häufiger gegeben. Die Geschwindigkeit ist der problematische Faktor. Viele Vogelarten kommen einfach nicht mit und werden zwangsläufig auf der Strecke bleiben. Aktuell geht man davon aus, dass sich ein Viertel der Arten nicht an den Klimawandel wird anpassen können.

Die papageientaucher gehören bisher zu den Verlierern des Klimawandels. Ihre Bestände sind in nur drei Generationen um 50 % zurückgegangen. | ©Kevin Vande Vusse (SVS BirdLife)

Die papageientaucher gehören bisher zu den Verlierern des Klimawandels. Ihre Bestände sind in nur drei Generationen um 50 % zurückgegangen. | ©Kevin Vande Vusse (SVS BirdLife)

Gerade deswegen ist es von entscheidender Bedeutung endlich den anthropogenen Klimawandel auf die Kette zu bekommen. Ich habe es in einem der letzten Beiträge schon geschrieben. Alle Klimagipfel und Beschlüsse reichen nicht aus, wenn sich das Bewusstsein in den Köpfen der Menschen nicht ändert und mittels gesetzlichen Vorgaben nicht endlich Grundlagen geschaffen werden, auf denen man vernünftig aufbauen kann. Gerade deswegen ist es auch wichtig, dass sich die Damen und Herren in Paris zusammensetzen und in der Klimathematik vorankommen. Allen Befindlichkeiten zum Trotz.