Thomas Engst

Es geht wieder los. Nachdem die Jagd nach den Harzer Wanderstempeln aufgrund zahlreicher anderer Projekte etwas auf der Strecke geblieben sind, konnte ich gestern die diesjährige Saison einleiten. Wohlgemerkt nicht mit einem regulären der 222 nötigen Stempel, dafür aber mit dem begehrten Wandernden Stempelkasten. Dieser Stempeltyp steht immer nur für eine bestimmte Zeit an einem Fleck und durchwandert auf diese Weise den gesamten Harz. Die 5. Station des Wandernden Stempelkastens befindet sich in der Zeit vom 16.12.2019 bis 15.02.2020 an der Schutzhütte des Mansfelder Viadukts der Wippertalstrecke. Zeit also, die Chance der Stunde zu nutzen.

Der Wipperliese-Viadukt – oder wie sein offizieller Name lautet, Hasselbach-Viadukt – überspannt das Tal auf einer Länge von 250 Meter. Er wurde am 15.07.1918 offiziell in Betrieb genommen. Die je zwei Betongewölbe am Anfang und Ende des Viaduktes haben eine Spannweite von 15,3 Meter. Zwischen diesen Betongewölben befinden sich drei Stahlfachwerke mit je 52 Meter Spannweite, die ihrerseits von Betonpfeilern getragen werden.

Die Stahlkonstruktion hat eine Masse von 421 Tonnen. Die nach unten gewölbte Konstruktion berücksichtigt in meisterhafter Weise, dass Stahl eine höhere Zug- als Druckfestigkeit hat. Die Stahlträger der Fachwerke sind – wie bei Stahlkonstruktionen jener Zeit üblich – genietet. Schweißkonstruktionen waren erst viel später beherrschbar und weisen auch heute noch gewisse strukturmechanische Nachteile gegenüber einer sauber konstruierten und ausgeführten Nietverbindung aus.