Thomas Engst

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie, die im Fachjournal “Nature Communications” von einem Team unter der Leitung des Forstwissenschaftlers Jörg Müller von der Universität Würzburg durchgeführt wurde, kann die Entwicklung der Artenvielfalt in einem bestimmten Gebiet effektiv anhand einer automatisierten Analyse von Tierlauten verfolgt werden. Die Auswertung erfolgte mittels Künstlicher Intelligenz (KI) und wurde auf tropischen Wiederbewaldungsflächen durchgeführt. Diese Flächen wurden in Bezug auf die Rufe von Vögeln, Amphibien und Säugetieren analysiert.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Tierarten während der Zerstörung von Wäldern oder deren Wiederherstellung anhand von Klanglandschaften verfolgt werden können. Das Forschungsteam brachte Aufnahmegeräte im Norden Ecuadors in Südamerika auf nicht mehr bewirtschafteten Weiden und Kakaoplantagen an, auf denen sich nach und nach wieder Wald ausbreitete. Anschließend erfolgte die Analyse der verschiedenen Tierstimmen mithilfe von KI-Modellen.

Müller erklärte: “Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die akustischen Daten die Rückkehr der Biodiversität auf den aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen sehr präzise widerspiegeln. Insbesondere die Klanglandschaften der verschiedenen Tierarten spiegeln die Wiederbesiedlung sehr genau wider. Diese Gemeinschaften sind im Wald charakteristisch zusammengesetzt und unterscheiden sich deutlich von jenen in noch aktiven Agrarflächen. Die eingesetzten KI-Modelle könnten eine solide Grundlage für die Untersuchung der Biodiversität auf anderen Wiederbewaldungsflächen bieten. Die nächsten Schritte des Forschungsteams umfassen die Verbesserung und Erweiterung ihrer Modelle, um eine größere Vielfalt von Arten erfassen zu können. Dieses System soll zukünftig auch im Nationalpark Bayerischer Wald eingesetzt werden.

Müller betonte: “Unsere KI-Modelle könnten als Grundlage für ein universelles Instrument zur Überwachung der Biodiversität auf Wiederbewaldungsflächen dienen. Dieses System kann bei Aufforstungsprojekten dazu beitragen, zu überwachen, ob in einem Gebiet tatsächlich ein vielfältiger Wald wiederauftaucht, wie angegeben, oder ob es sich lediglich um eine artenarme Monokultur handelt.” (Quelle: n-TV)