Thomas Engst

Um ehrlich zu sein, kam mir die Idee zu der Beitragsreihe “Bitte wer?”, in der ich euch Personen aus der Naturforschung vorstelle, die sich in der zweiten Reihe der Geschichte aufhalten, bei der Lektüre über das Leben von Aimé Bonpland. Dieser Name wird stets in Verbindung mit Alexander von Humboldt erwähnt und steht oftmals zu Unrecht in dessen Schatten, war Bonpland doch maßgeblich an der Botanik, wie wir sie heute kennen, beteiligt.

Aimé Bonpland wurde als Sohn des Mediziners Simon-Jacques Goujaud-Bonpland und Marguerite-Olive Goujaud-Bonpland geboren und wuchs in einem durchaus wohlhabenden und privilegierten Elternhaus auf. Zunächst sah alles so aus, als ob Bonpland seinem vorgegebenen Weg folgen und in die Fußstapfen seines Vaters treten würde. Bonpland machte 1793 als Chirurg an Bord einer Fregatte eine Fahrt im Atlantischen Ozean mit und besuchte besuchte dann die Arzneischule in Paris. Ein paar Jahre darauf allerdings sollte sich sein Leben mit weitreichenden Folgen für die Naturwissenschaften ändern. Bonpland traf auf keinen geringeren als Alexander von Humboldt und bereiste mit ihm in den Jahren 1799 bis 1804 Spanien und Amerika (alles wunderschön in diesem Buch beschrieben).

Aimé Bonpland

Auf dieser für die Naturwissenschaften überaus bedeutsamen und prägenden Reise unterstützten sich beide Forscher gegenseitig. Bonpland sammelte unter anderem über 60.000 Pflanzenbelege, von denen etwa 3500 Arten noch nicht beschrieben waren. Nach seiner Rückkehr im August 1804 wurde Bonpland zum Vorsteher der kaiserlichen botanischen Gärten in Navarra und Malmaison berufen, welche er in seinem Buch Description des plantes rares, cultivées à Navarre et à Malmaison (1813, mit 64 Kupfertafeln) beschrieb. Vor Jahren hatte ich mal einen Nachdruck des Werkes in den Händen, konnte ihn aber während den Vorbereitungen zu diesem Beitrag nicht mehr finden.

Etwa zur gleichen Zeit publizierte Bonpland die Werke  Plantes équinoxiales recueillies en Mexique (1805–1818, 2 Bände) und die Monographie des mélastomacées (1806–1823, 2 Bände, mit 120 Kupfertafeln) heraus. Beide Bücher waren überaus beliebt zur damaligen Zeit und fachten das Feuer für die Naturwissenschaften weiter an.

Alexander von Humboldt und Aimé Bonpland am Orinoco, Gemälde von Eduard Ender, 1856. Man beachte die Bildkomposition. Humboldt im Licht und Bonpland im Schatten. Dieses Bild steht wie kein anderes für die zweite Reihe der Wissenschaft.

Der Sturz Kaiser Napoleons erschütterte Bonpland so, dass er nicht mehr in Europa bleiben wollte. Mit Samen verschiedener Pflanzenarten im Gepäck schiffte er sich 1816 nach Buenos Aires ein, wo er zum Professor der Naturwissenschaften ernannt wurde. Nachdem die dortigen Machthaber versucht hatten, sich Bonplands zu entledigen, siedelte er im Oktober 1820 nach Paraguay über. Dort richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Paraguaytee (Mate) und legte in Santa Ana eine große Pflanzung an. Ein paar Jahrhunderte später wäre er sicherlich ein in manchen Kreisen gefeierter Mate-Kenner geworden.

Nachdem er sich zeitweise mit Überlegungen herumschlug,mit seinen Sammlungen nach Europa zurückzukehren, siedelte er um 1850 nach Corrientes über, wo er ein Gut besaß, welches ihm der paraguayische Staat für die Verdienste schenkte, die er sich bei der Gründung eines Museums in der Hauptstadt erworben hatte. Seinen Plänen für weitere Publikationen und eine Verbesserung der medizinischen Versorgung der Einwohner und der landwirtschaftlichen Produktion fehlter aufgrund nicht vorhandener finanzieller Mittel der Auftrieb. Er starb in Armut in Santa Ana im Nordosten Argentiniens. Das Dorf, in dem er seit 1853 gelebt hatte, wurde ihm zu Ehren in Bonpland umbenannt.