Thomas Engst

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Mit dem heutigen Botaniker in der Beitragsreihe “Bitte wer?” möchte ich euch einen Spezialisten der Botanik vorstellen, dessen Namen heutzutage nur eingefleischten Kennern ein Begriff ist. John Lindley wuchs als ältestes von vier Kindern des Ehepaares George  und Mary Lindley im englischen Yorkshire auf. Sein Vater war Pomologe (Pomologie = Obstbaumkunde) und hatte ein gärtnerisches Handbuch (A Guide to the Orchard and Kitchen Garden) verfasst. Die Liebe zu Pflanzen war dem jungen Lindley also schon in die Wiege gelegt worden. Bereits in seiner Schulzeit im Gymnasium von Norwich sammelte John Lindley Wildpflanzen und legte Herbarien an, verbrachte sehr viel Zeit in der Natur.

Zunächst strebte Lindley eine militärische Laufbahn an. Allerdings konnte seine Familie nicht das Geld dafür aufbringen, um ihm ein Offizierspatent zu kaufen. So suchte er sich eine Alternative und wurde 1815 Reisender für den Samenhändler Wrench aus Camberwell und verbrachte dann einige Zeit zu Hause mit entomologischen Studien, bis sein Vater in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet. lernte er William Jackson Hooker, einen damals sehr bekannten Botaniker, kennen, der in Norwich ansässig war, und blieb mit ihm auch nach dessen Umzug nach Halesworth in Verbindung. Durch Hookers Vermittlungen und Empfehlungen, lernte John Lindley die Szene der Londoner Botaniker und u. a. Robert Brown kennen. Diese Bekanntschaft war es auch, die ihm etwas später eine Anstellung als Hilfsbibliothekar bei Joseph Banks, ebenfalls ein zur damaligen Zeit angesehener Botaniker, einbrachte.

Brown war vom Wesen des jungen John Lindley dermaßen angetan, dass er ihn als Forschungsreisenden in seinem Namen in die Welt hinaus schickte. Im Zuge seines Schaffens organisierte er die erste Gartenausstellung der Royal Horticultural Society (RHS) und bestimmte die Pflanzen, die von den Sammlern bei der Gesellschaft eingingen. 1832 wurde er an der Universität München zum Doktor der Philosophie promoviert.

Nach dem Tod von Banks, wurde Lindley massiv von dem Kaufmann und Orchideensammler William Cattley (1788–1835) unterstützt und sollte in den Orchideen sein Steckenpferd finden. Zu seinen größten Errungenschaften gehörte die erstmalige Klassifizierung von Orchideen, in dem er zahlreiche Neubeschreibungen und grundsätzliche Untersuchungen zu dieser Pflanzenfamilie publizierte.