Thomas Engst

Wer beim Lesen des Wortes Gentiana bereits mit den Augen rollt, der muss noch etwas länger durchhalten. Diese Gattung ist wirklich sehr divers und wir machen jetzt so lange weiter, bis mein Fundus erschöpft ist. Nachdem die letzten Vertreter der Enziane recht klein und zierlich waren, geht es mit den heutigen Artportrait etwas höher hinaus. Der Ostalpen-Enzian ist schon ein echter Riese innerhalb der Gattung Gentiana.

Gentiana pannonica (Ostalpen-Enzian) ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 60 Zentimetern erreicht. Alle oberirdischen Pflanzenteile sind kahl. Der Stängel ist aufrecht und kräftig. Die fünf- bis siebennervigen Laubblätter sind kreuzgegenständig angeordnet. Die unteren Laubblätter besitzen einen Blattstiel und sind elliptisch geformt, die oberen sind sitzend und spitz-lanzettlich.

Gentiana pannonica

Zwischen Juli und September steht die Art in voller Blüte und lässt ihre markanten Blütenblätter erstrahlen. An ihrer Außenseite sind die Blüten rotviolett gefärbt und schwarzrot punktiert, die Innenseite ist gewöhnlich gelblich. Die Blüten sitzen in den oberen Blattachseln oder gehäuft am Stängelende. Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch mit doppelter Blütenhülle. Die grünen Kelchblätter sind verwachsen. Der Kelch ist glockig und besitzt fünf bis acht nach außen gebogenen Kelchzähne. Die glockenförmige Krone ist 25 bis 50 Millimeter lang. Sie ist nach oben erweitert und etwa bis zur Mitte fünf- bis neunteilig, die Kronzipfel sind eiförmig.

Der Ostalpen-Enzian ist in den Ostalpen, Bergamasker Alpen, Karpaten und Siebenbürgen verbreitet. Die Westgrenze des Ostalpen-Enzian (Allgäu, Ostschweiz) fällt mit der Ostgrenze des Purpur-Enzians zusammen. Der Ostalpen-Enzian gedeiht am besten auf kalkhaltigen, aber auch kalkarmen Böden. Er kommt in Mitteleuropa in Hochstauden, Mooren und Latschengebüschen bevorzugt vor. Dem ungeübten Botaniker könnte bei der Art G. pannonica leicht eine Verwechslung mit dem Purpur-Enzian (Gentiana purpurea) unterlaufen. Das kann am Anfang durchaus passieren. Ferner könnte auch der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) für Verwirrungen sorgen aber das sollte eigentlich nicht vorkommen, sieht man sich im Vergleich dazu das bereits erschienen Artportrait an.

Gentiana pannonica