Thomas Engst

Ich muss gestehen, dass ich den zweiten Band von Dirk Rossmann eher aus Pflichtbewusstein angefangen habe zu lesen. Wer meine Rezension des Vorgängers kennt, weiß warum. Zu viel handwerkliche Schwächen waren meiner Meinung nach in dem Erstlingswerk enthalten.

Dennoch machte mich das unbestritten vorhandene Potential der Geschichte neugierig und so begab ich mich ein weiteres Mal in die erdachte Zukunft des Drogeriemarkt-Gründers.

Ein Blick auf den Einband bzw. des Deckblatts genügt und man sieht Bekanntes. Aufmachung und Stil ähnelt dem Erstling und sorgt für jede Menge Wiedererkennungswert. Dennoch springt ein neues Details sofort ins Auge. Rossmann hat sich mit Ralf Hoppe Verstärkung oder besser gesagt Unterstützung geholt.

Zum Glück, wie ich finde. Die Mitarbeit des studierten und preisgekrönten Autoren wertet das Buch ungemein auf. Fast alle Schwächen des Vorgängers sind verschwunden. Hin und wieder kommt zwar noch der “ursprüngliche” Dirk Rossmann durch aber das hält sich in Grenzen. Ohne genau zu wissen, wie hoch Hoppes Anteil an dem Geschriebenen ist, finde ich es deutlich angenehmer zu lesen als den ersten Band.

Deutlich angenehmer ist auch die Geschichte, welche in das Jahr 2029 führt und die teils abstrusen Geschehnisse aus dem ersten Band weiter erzählt. Glücklicherweise konzentriert sich das Autorenteam diesmal auf weniger Handlungsstränge, erzählt diese aber umso dichter.

selective focus photography of octopus
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Im Jahr 2029 ist der (politische) Kampf gegen den Klimawandel im vollen Gange und Rossmann beleuchtet alle Seiten dieser sozialen Umwälzung. Neben dem allgemeinen positiven Bejubeln der gesellschaftlichen Transformation, hin zu einer grünen und ökologischen Zukunft, skizziert er aber auch die Schattenseiten und das Leben der Verlierer (die es zweifelsfrei geben wird) im Kampf gegen die Erderwärmung. Die Gesellschaft wird erneut gespalten und am Ende bleibt der aus hohen Zielen heraus geführte Kampf für eine bessere Welt nichts weiter als ein Spiel für Wohlhabende. Rossmann und Hoppe beschreiben eine Welt von Reglementierungen, Verzicht und politischer Korruption und bislang kenne ich keinen Grund, an dieser Version der Zukunft zu zweifeln.

Dennoch bewahrt die Geschichte, welche, im Gegensatz zum Vorgänger, die Bezeichnung Thriller verdient, einen positiven Unterton. Ebenfalls positiv ist die Charakterzeichung. Durch den Fokus auf einzelne wenige Personen, haben diese deutlich mehr Platz zum Entfalten. Die Hauptperson durchlebt zwar “nur” die klassische Heldenreise aber das wie ist schön geschrieben. Einzig zwei Kritikpunkte habe ich zum Ende des Buches gefunden. Zum einen ist die Motivation des Schurken überaus banal und plump, dass es keine Freude ist so lange gelesen zu haben. Wo sind die Böswichte hin, die nur um des Bösen Willen Böses tun? Der zweite Kritikpunkt ist das abgedrehte, einem James Bond Film aus den 80ern würdige, Ende. Auf den letzten Seiten dreht die Geschichte dermaßen ab, dass ich stellenweise mit einem Kopfschütteln quergelesen habe. Der Kitschige Heile-Welt-Epilog macht es nicht besser.

Aber wie gesagt, das sind nur zwei negative Punkte in einem ansonsten durchaus lesenswerten Buch. Rossmann versteht es erneut, fiktive mit realen Elementen zu vermischen und so eine Welt zu erschaffen, die plausibel und authentisch ist. Wieso der Buchtitel aber einen Oktopus beinhaltet, ist allerdings sehr weit hergeholt.