Thomas Engst

Das in diesem Beitrag erwähnte Buch fiel mir durch Zufall in die Hände. Ich hatte es irgendwann Anfang des Jahres in der Werbung gesehen, aus den Augen verloren und später von einer Kollegin ausgeliehen bekommen. So viel vorneweg: gekauft hätte ich es mir nicht. Wieso, dass schreibe ich in den folgenden Zeilen.

Beginnen möchte ich mit dem Positiven. Dirk Rossmann (ja, der Drogeriemarktgründer) greift ein Thema auf, welches ihm nach eigenen Aussagen seit langer Zeit auf dem Herzen liegt. Klimaschutz. In seinem ersten Roman, der als Thriller deklariert ist, geht es um nichts geringeres als den Klimawandeln und dessen Auswirkungen auf die Erdbevölkerung.

Dazu nimmt der Autor allerhand Fakten und Informationen und verpackt diese in einer Geschichte, welche bestenfalls als teilweise spannend aber keinesfalls das Zeug zum Thriller hat. Die Eintönigkeit liegt aber nicht an der Struktur der Story, diese ist mit ihren zahlreichen Handlungssträngen, welche tlw. in unterschiedlichen Zeitepochen spielen, durchaus clever gewählt.

So gibt es eine Art Rahmenhandlung im Jahr 2100 in der die Protagonisten auf unsere jetzige Zeit, 2018 bis 2020er, zurückblicken und die geschehenen Ereignisse versuchen zu erklären. Das Nichtstun der Menschheit in den späten 2010ern, um den Klimawandel abzuschwächen, wird dabei mit derselben Verständnislosigkeit quittiert, wie es heute lebende und engagierte Klimaschützer haben dürften.

Der andere Handlungsstrang spielt in der Jetztzeit und schildert, aus der Sicht von unterschiedlichen Personen, die mehr oder weniger miteinander verbunden sind, welche Auswirkungen der Klimawandel auf uns alle haben könnte und wird. Das ist klasse gelöst aber fade geschrieben. Man merkt dem Autor die fehlende Routine an, an vielen Stellen wirkt das Buch wie mit der heißen Feder geschrieben und der gewisse Kniff fehlt an allen Ecken und Enden. Aber, und das ist das Wichtige, bei diesem Thema ist die Botschaft wichtiger als die Verpackung. Dirk Rossmann hat eine Botschaft, die er unter das Volk bringen möchte. Die Folgen des Klimawandelns werden in einer Eindringlichkeit beschrieben, stets von belastbaren Quellen unterlegt, dass die handwerklichen Schwächen nicht so sehr ins Gewicht fallen (sollten). Da stört es auch nicht, dass exzessiv Infodumping betrieben wird.

Rossmann erschafft eine Welt und möchte dem Leser auch erklären wie diese funktioniert. Geübte Autoren bekommen das irgendwie hin, in dem sie nicht zu viel erklären. Rossmann bedient sich der Holzhammermethode. Da sprechen Figuren schon mal eine Seite lang miteinander und erklären sich gegenseitig ihren Plan. Das artet oftmals in “..wie du sicher weißt…”, “du hast schon richtig erkannt, dass…” oder “du weißt sicherlich, dass…”. Der Dialog zwischen den handelnden Personen dient lediglich dazu, dem Leser den Sachverhalt verständlich zu machen und wirkt mehr als einmal unpassend. Wieso sollte ich mich real  mit jemandem unterhalten und Sachen erzählen, die bereits bekannt sind?

Ebenfalls irritierend ist die Einbindung von real Existierenden Personen, Präsidenten und Präsidentinnen der Gegenwart. Diese werden (wie Altkanzler Schröder) deutlich überhöht dargestellt und lassen einen Heiligenschein über ihren Häuptern vermuten. Immerhin weißt Rossmann im Epilog darauf hin, dass Gerd Schröder und er Buddies seien und alle cool zwischen den beiden ist.

Unterm Strich handelt es sich nach meinem Empfinden um ein Buch, welches ein dringliches Thema von außerordentlicher Wichtigkeit behandelt. Leider nur nicht schön verpackt. Aber wie gesagt, es ist die Botschaft die zählt und die ist es auf jeden Fall wert, gelesen zu werden.